Katholische Pfarrei

SANKT-BONIFATIUS WANZLEBEN

IMPULSE

Impuls November 2024

Gott, der Jesus von den Toten auferweckt hat,
wird auch unseren sterblichen Leib lebendig machen
durch seinen Geist, der in uns wohnt.

Vgl. Röm. 8, 11

Der Tod ist unabänderlich, er gehört zum Leben. Viele Zeitgenossen weichen dieser Wahrheit des Lebens bewusst oder unbewusst aus.
Der Monat November mit seiner ganz eigenen Stimmung und den Gedenktagen drängt sich in manche oberflächliche Unbeschwertheit und führt uns in die Tiefe, wo Christus uns erwartet. Er ist  -  wie wir bekennen  - hinabgestiegen in das Reich des Todes.
Der französische Dichter Jean Paul sagte: "Der Tod ist der Pfeil, der bei der Geburt abgeschossen wird und uns am Ende trifft".
Ja, das einzig "Sichere" in unserem Leben ist der Tod. Im November rückt uns seine Präsens besonders unter die Haut. Unsere verstorbenen Angehörigen erinnern uns daran, dass wir Tag für Tag dem Ende entgegengehen. An ihren Gräbern spüren wir, wie hauchdünn das Eis des Lebens ist, auf dem wir uns bewegen, wie hinfällig die Welt des Schönen und Heimeligen, die wir uns geschaffen haben, wie fragil das Gute ist, wenn wir an all jene denken, die in die Luft gesprengt, in  Massengräbern geschaufelt, in Kriegen niedergemetzelt wurden und werden. Auch jetzt, in dieser Minute irgendwo auf der Welt.

Aber das Gedenken an unsere Verstorbenen ist nicht eine Erinnerungsreise in die Vergangenheit. Im Gegenteil: Wir werden in eine andere Richtung gelenkt. Christliches Gedenken bleibt nicht im Vergangenen gefangen, es tastet nach einer Zukunft. Auch an den Gräbern der Toten. Es bindet nicht an den Tod, sondern sucht nach unvergänglichem Leben, auch und gerade für die Toten.

Wie armselig wäre unser Dasein, wenn der Tod das letzte Wort über das Leben hätte. Aber da ist ER, der von sich sagt "ich bin die Auferstehung und das Leben", ich bin es, der den Tod als alles bestimmende Macht ins Leere laufen lässt, mein Tod wurde zum Grab des Todes, mein Tod hat die Endgültigkeit aller Gräber untergraben.
Die Abgründigkeit des Todes bleibt euch nicht erspart, aber ich bin die Brücke, die den Graben des Todes überspannt.

Der Kirchenvater Augustinus, der im vierten Jahrhundert lebte, hat folgendes Wort überliefert: "Auferstehung ist unser Glauben, Wiedersehen unsere Hoffnung, Gedenken unsere Liebe." Die Liebe ist eine starke Macht, die uns über den Tod hinaus mit unseren Verstorbenen verbunden sein lässt. Immer dann, wenn wir an sie denken, wenn wir für sie beten, wenn wir eine heilige Messe für sie feiern lassen, wenn wir uns vergegenwärtigen, was wir miteinander erlebt und geteilt haben. Darüber hinaus ist es für uns der Glaube an die Auferstehung, der uns die Hoffnung auf ein Wiedersehen schenkt. Kurt Marti, Schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, sagte: "Der Tod hat keinen Vorsprung mehr, denn ungeheuer ist der Vorsprung des Lebens". Auferstehung, gültiges neues Leben, nicht erst irgendwann, sondern schon jetzt bin ich  -  mit all meinen Ängsten und Hoffnungen  -  bei Gott zu Hause.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath 

Impuls Oktober 2024

Nächstenliebe: nur im Dreierpack!

Jesus hat die 10 Gebote zusammengefasst im höchsten Gebot:  "Du sollst Gott über alle Dinge lieben und deinen Nächsten wie dich selbst."
Das gibt ein großartiges Verantwortungsdreieck für "Gutmenschen" vor, finde ich. Gott über alle Dinge lieben bedeutet ja, ich verantworte mein Leben vor Gott.

Da kann ich nichts verbergen, nicht schummeln, nicht vertuschen. Und damit meine ich nicht einen drohenden Donnergott. Viel eher zeigt diese Gottesverständnis die Geschichte von einem Pfarrer, der einen wunderbaren Apfelbaum in seinem Garten hat. Ständig klauen Kinder die schönsten Äpfel und er rammt ein Schild in den Boden mit der Aufschrift: "Gott sieht alles!"  Die Kinder schreiben darunter: "Aber Gott petzt nicht!"  Solches Gottvertrauen meinten auch die großen Heiligen der Nächstenliebe wie Elisabeth von Thüringen, Bischof Nikolaus, Bischof Martin, Mutter Teresa u.v.a. : Ich verantworte mich vor Gott, aber Gott verurteilt mich nicht , sondern zeigt mir Wege ins Leben.

Den Nächsten lieben, das hört sich so betulich an. Es ist ja auch leicht, die zu mögen, die uns sympathisch sind. Aber die unsympathischen, die mit einer anderen Meinung, die aus einer anderen Konfession oder auch Partei - ihnen mit Respekt begegnen, ihnen Würde zusprechen, das ist eine ständige Herausforderung, wenn wir "gut" leben wollen.

Und dann können wir auch uns selbst lieben. Wenn Gott uns schon liebt mit all unseren Fehlern, dann können auch wir uns annehmen, selbst wenn wir an unseren Ansprüchen oder denen der Welt scheitern.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls Juli 2024

HÖRT AUF DIE STIMME DES HERRN, VERSCHLIESST IHM NICHT DAS HERZ!

nach Psalm 95, 7,8

Am 29. Juni 2019 schrieb Papst Franziskus einen Brief "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland ". Darin nahm er Bezug auf den inzwischen beendeten Reformprozess Synodaler Weg. Franziskus lobte einerseits das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken. Zugleich mahnt er die Einheit mit der Weltkirche an. Mit dem Brief lädt der Papst zu einer Evangelisierung ein, die in seinen Augen die eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche ausmache. Ich meine: Wir sollten ihm seinen so eindringlich vorgetragenen Wunsch erfüllen - schon um unser selbst, aber auch um der Kirche in Deutschland willen. Denn nur so wird sie eine Zukunft haben.

Mal ehrlich:  Hand aufs Herz, wer hat dieses Schreiben eigentlich wirklich gelesen? Dabei hat der Papst immer und immer wieder betont, wie wichtig ihm dieser Brief sei. Er hat einen Monat lang an diesem Brief geschrieben.
Schon sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. war besorgt gewesen über den Glaubensschwund in Deutschland und im Westen und hat eine "stille Apostasie" festgestellt, die sich in der allmählichen Abkehr von der kirchlichen Tradition, vom Wort Gottes und vom Lehramt gezeigt hat.
Schauen wir uns den Westen an. Er steckt derzeit in einer Krise, die es so in der Geschichte noch nicht gegeben hat. Das Heidentum breitet sich auch dort aus, wo sich Menschen noch als Christen betrachten. Insbesondere die Gesetzgebung in Westeuropa führt derzeit einen "Kampf gegen Gott". Beispiele dafür: In der Präambel zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 heißt es: "Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen .....hat sich das Deutsche Volk.....dieses Grundgesetz gegeben".
Hier ist der Gottesbezug "noch" gegeben.

In der Präambel des Vertrages von Lissabon (2009) über die Verfassung der Europäischen Union fehlt dieser Gottesbezug.
Ferner die Legalisierung der Abtreibung und der Euthanasie, die dem biblischen Tötungsverbot widerspricht.
Das in der französischen Verfassung verankerte Recht auf Abtreibung.
Der Verstoß des Westens mit Transgendergesetzen gegen die biblische Schöpfungsordnung, nach der Gott Mann und Frau erschaffen hat.
Salopp gesagt : Wenn Europa nichts mehr mit Gott am Hut hat, verspielt es seine Existenz.

Hl. Benedikt von Nursia
Hll. Kyrill und Methodius
Hl. Katharina von Siena
Hl. Brigitta von Schweden
Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein)
ihr PATRONE EUROPAS bittet für uns in Europa!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls Fastenzeit März 2024

"Du erbarmst dich aller, o Herr,
und hast Nachsicht mit den Sünden der Menschen,
damit sie sich bekehren;
denn du bist der Herr, unser Gott."

So lesen wir im Buch der Weisheit 11. 24-25,2
"Kehrt um zu mir von ganzem Herzen." Dieser prophetische Satz trifft das Wesen der vorösterlichen Bußzeit, der Fastenzeit. Umkehr ist mehr als Fasten, mehr als Sünden bekennen. Umkehr ist radikale Richtungsänderung, um Verhältnisse in unserem Leben in Ordnung zu bringen, die längst fällig sind.

UMKEHR - nicht ansatzweise, nicht halbherzig, sondern "von ganzem Herzen". Wie diese Herzensumkehr aussieht, kann jede und jeder nur für sich selbst beantworten. Unsere Umkehr ist die Antwort auf einen Gott, der um uns ringt, der nicht gewillt ist uns aufzugeben, der uns schon gar nicht den Mächten überlassen will, die unser Leben zerstören. Diese vorösterliche Zeit dient zur Besinnung, wo und wie es in unserem Leben Widerstände gegen Gott gibt und wie wir diese Hindernisse überwinden können.

Wenigstens einmal im Jahr sollten wir "Reinen Tisch" machen mit einer guten Beichte und zwar vor Ostern.
Beichte und Buße haben in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf und sind fast ganz aus dem Bewußtsein vieler Christen verschwunden. Ob damit auch die Sünden verschwunden sind???
Leben in unseren Gemeinden nur noch "ENGEL", weil ja die Beichtzimmer und Beichtstühle offenbar verwaist sind?  Natürlich nicht - aber die Bereitschaft, Schuld einzugestehen, ist nicht besonders ausgeprägt. Obwohl wir Christen doch immer wieder davon erfahren, dass Gott bereit zur Vergebung ist.

Umgekehrt: es gibt in der medialen Welt öffentliche Beichten. Im Fernsehen und vor einem Millionenpublikum sind Einzelne bereit, aus ihrem Leben selbst die intimsten Dinge zu verbreiten. Der Betrachter wird oft den Eindruck nicht los, als ginge es dabei um eine "öffentlichen Lossprechung". Dabei gehört doch die persönliche Schuld sicher nicht vor ein großes Publikum gezerrt.

Empörung über die Vergehen von Menschen erleben wir in großem Ausmaß, aber die Bereitschaft zur persönlichen Umkehr ist selten. Was verbirgt sich hinter diesen Erfahrungen?  Ist unsere Fähigkeit, mit Schuld umzugehen, am Ende vielleicht verkümmert, weil wir keinen klaren Ausweg wissen???
Immer wieder hören wir in den Schriftlesungen bis Ostern den Ruf zur Umkehr. Und dieser Aufruf ist nie überholt oder altmodisch, denn wir Menschen brauchen die Kurskorrektur für unser Leben immer wieder.
Also: Packen wir`s an!

 

Nein, nicht du richtest mich.
Ich selbst richte mich.
Mein JA und mein NEIN
nimmst du ernst.
Was wird einmal sein,
wenn ich NEIN statt JA bin?
Qual der Leere,
Sein ohne dich,
Nichts,
Schmerz eines Lebens,
das ich verfehlt habe
und das Erkennen,
was ein Leben mit dir
hätte sein können?
Hilf mir, du,
wandle mein NEIN
in ein JA.
Lass mich heute anfangen,
mein Leben mir dir zu leben!
Damit deine Rettung
an mir nicht vorübergeht.

 

Hildegard Nies

Pfarrer i.R. Herbert Kabath  

Impuls zum Welttag der Kranken und Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes, Februar 2024

Sei mir ein schützender Fels,
eine feste Burg, die mich rettet.

 

Denn du bist mein Fels und meine Burg;
um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.

 

(Ps 31, 3-4)

Die Kirche ist kein elitärer Club. Will sie überhaupt die Kirche Jesu sein, dann muss sie offen sein für alle - auch und gerade für die Außenseite. Das ist ein zutiefst katholisches Prinzip, allumfassend. Es ist verräterisch, dass gerade die ersten Abspaltungen von der Kirche von elitären Zirkeln ausgingen: Die Sekte der Gnostiker berief sich auf eine besondere Erkenntnis, die nur wenigen Eingeweihten, sogenannten >Insidern<, bekannt war. Die Montanisten sahen sich in einem besonderen Geistbesitz und hielten sich einfach für die besseren, weil asketischeren Christen. Die Novatianer im 3. Jahrhundert behaupteten, die eigentliche Kirche bestehe nur in dem Fähnlein der Aufrechten, die bei den Christenverfolgungen nicht eingeknickt waren. Fast immer war es die Idee der Elite, die zur Spaltung führte. Noch im Mittelalter gab es eine Bewegung, die sich >die Reinen< nannte: die Katharer.

Am Sonntag, 11. Februar, ist der Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes und gleichzeitig der Welttag der Kranken. Im Evangelium hören wir eine der vielen Heilungsgeschichten, über die in den Büchern des Neuen Testamentes berichtet wird. Jesus nimmt sich der Unreinen an, der Aussätzigen. Ihnen macht er ein Heilsangebot.
Die >Seelsorge< Jesu hat als Zielgruppe eben nicht nur Ober - und Mittelschicht, sondern auch die gesellschaftlich Deklassierten.

Und die katholische Kirche heute????? Begreift sie sich noch als eine Kirche für die Aussätzigen?
Der Aussatz hat in unseren Tagen viele Gesichter: Drogen, Alkohol, Prostitution, wiederverheiratet Geschiedene, Homosexualität, Arbeitslosigkeit etc.  Man muss genau hinschauen: Es macht nämlich einen Unterschied, ob die Kirche den Aussätzigen unserer Tage einfach nur Almosen zukommen lässt oder ob sie begreift, dass auch diese >Aussätzigen< Glieder am Leib Christi sind, dass sie eine wirkliche Zielgruppe für die Verkündigung des Evangeliums bilden. Das bedeutet, dass vor allen anderen Dingen immer wieder an die Menschenwürde des an Aussatz erkrankten Menschen erinnert werden muss.

Ja, und dann noch: Litt und leidet nicht auch die Kirche selbst, mitsamt ihren Amtsträgern, immer wieder an Aussatz??? An Machtmissbrauch und Menschenfurcht, an Heuchelei und Unglaubwürdigkeit, an Besitzgier und, und, und!  Die Katharer sahen diese Missstände und sehnten sich nach einer Kirche der Reinen, die sich nicht den Begierden dieser Welt anpassten.
Aber ist die Kirche nicht gerade immer auch eine Solidargemeinschaft von Heiligen und Sündern gewesen?

Die Reinheit Jesu reinigt die Sünder - anstatt mit dem Finger auf ihre Unreinheit zu zeigen. Im Evangelium kniet ein Kranker nieder und traut Gott alles zu - und dieses Vertrauen wird nicht enttäuscht. Jesus berührt den Unberührbaren, den Paria der Gesellschaft. Für den Mann ist es wohl die erste Berührung seit Jahren, der lang ersehnte Moment der Nähe und Liebe, das Gefühl, nicht mehr Abschaum, sondern Mensch zu sein. Jesus berührt unsere kranke Welt und legt den Finger in ihre Wunden. Er tritt in das Leben eines jeden, der heil werden will. Wir werden dadurch gesund, dass er sich verletzlich macht. Jesus verbietet dem Mann, von der Heilung zu erzählen, weil es ihm nicht um den Ruf eines Wunderheilers geht. Wichtig ist ihm allein der Glaube dessen, der gesund werden will.

In all den Heilungsberichten in den Evangelien sind es mal körperliche Gebrechen, von denen Jesus die Menschen befreit, mal sind es Leiden der Seele. Mal kommen die Kranken zu Jesus, mal wendet er sich ihnen zu. Mal berührt Jesus die Hilfesuchenden persönlich, mal reicht ein Wort von ihm aus, um zu heilen. Allen Heilungen gemein ist aber, dass Christus barmherzig handelt.


Heilige Maria, Mutter Gottes!
Bitte für uns alle, alle, alle armen Sündern, jetzt und in der Stunde unseres Todes ! Amen

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls Januar 2024

Weihnachten klingt in unseren Gedanken noch nach, da begegnet uns schon am 2. Sonntag im Jahreskreis der erwachsene Jesus, der seine Jünger beruft, um sie für die Verbreitung der Frohen Botschaft zu gewinnen. Der Herr gewinnt seine Jünger dadurch, dass er ihnen Anteil gibt an seinem eigenen Leben. Am Anfang stehen keine Ausschreibung und keine Anzeige, wie das heute so üblich ist, wenn neue Leute für eine Aufgabe oder einen Beruf gewonnen werden sollen. Am Anfang steht die persönliche Begegnung von Mensch zu Mensch.

"Kommt und seht", eine Einladung in sein Haus, das ist der Beginn des gemeinsamen Weges (Evangelium Joh. 1, 35 - 42). Wir spüren, dass das Christentum nicht einfach nur eine Lehre, eine Sammlung von Worten oder Weisheiten ist, sondern es ist eine Person, ein menschliches Leben und Handeln, es ist in Jesus Christus erlebbar, erfahrbar, greifbar geworden.
Die jungen Männer lernen zuerst ihn selbst kennen, dann erst nach und nach seine Botschaft. Heißt das nicht für uns heute auch zuerst bei Jesus sein, ihn kennenlernen, ihm nahe sein? Erst dann entsteht daraus Aufbruch, Verkündigung, Weitergabe von Glauben.

Jeder Mensch hat eine ganz spezifische Begabung und ist zu ihrer Entfaltung berufen. Wer sich dieser Berufung verweigert, lebt an seinem Leben vorbei. Was macht unsere christliche Berufung aus? Seit unserer Taufe tragen wir den Namen Christi, gehören zu einer Familie, pflegen eine enge Beziehung zu ihm. Wir sprechen ihn an und hören auf sein Wort. Diese Sätze klingen fast trivial. Aber im Kern sagen sie aus: Christ sein ist die Geschichte einer Freundschaft zwischen Christus und mir. Diese Freundschaft ist mir ohne mein Zutun geschenkt. Wie Jesus damals Menschen in seinen Freundeskreis rief, so ruft er heute uns. Wer diesen Ruf hört und sich ihm öffnet, beginnt ein Christ zu werden. Dieser Ruf besteht vor allem darin, das Gebot der Liebe zu verwirklichen. Die Berufung zur Liebe ist die Herausforderung christlichen Lebens.

Wenn mir jemand sagt: Er ist es, auf ihn kannst du vertrauen,
es lohnt sich, seinen Worten zu glauben. Geh mit ihm, er wird
dir ein erfülltes Leben ermöglichen. Ob ich wohl mitgehe?

Wenn mir jemand sagt: Er ist es, seine Botschaft hat die Kraft,
diese Welt zu verändern. Du kannst mitwirken am Reich Gottes,
auch wenn es manchmal mühsam ist. Ob ich wohl mitgehe?

Wenn mir jemand sagt: Er ist es, keine von Menschen gemachte
Weisheit und keine Ideologie kommt an die Kraft seiner Worte
heran. Wo er spricht, da geht Menschen das Herz auf. Ob ich
wohl mitgehe?

Wenn mir jemand sagt: Er ist es, sein Lebensweg führt durch die
Ställe dieser Welt, über Kreuzwege und Kalvarienberge hin zur
Freude des ewigen Lebens, er geht mit dir in das Reich des Vaters.
Ob ich wohl mitgehe?

Rufe, HERR! Vielleicht geht jemand mit. Vielleicht gehe ICH mit.

Friedhelm Meudt

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls Advent 2023

Die Kirche beginnt mit dem ersten Adventsonntag das neue Kirchenjahr und zugleich die Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Geburt des Herrn. Adventskranz, Kerzen, Gebäck, Lichterketten - Stille, Besinnlichkeit, Gemütlichkeit. In stärkstem Kontrast zu dieser heimeligen Atmosphäre, die mit der Adventszeit verbunden wird, steht der flehentliche Ruf des Propheten Jesaja, den wir am 1. Adventssonntag hören:

 

"Reiß den Himmel auf und komm herab!"

Und Jesus verkündet den Zusammenbruch all dessen, was bisher Halt zu sein schien.
Der erste Advent hat nichts Liebliches. Er steht im Zeichen des Umbruchs. Unsere enge Welt aus Routine, Absicherung, Abhängigkeit muss aufreißen, damit wir spüren, wozu wir bestimmt sind: zu einem Leben, das diesen Namen erst verdient! Uns muss bewusst werden, was uns hindert, Gott und uns selbst zu begegnen. Vieles muss vergehen, damit wir die Liebe wagen gegen die Angst, die Freiheit gegen das Ersticken, die Hoffnung gegen die Verzweiflung.

ADVENT: Gott will gefunden werden. Er wartet darauf, dass ich ihn erwarte und ihn anflehe: Reiß den Himmel auf, komm in mein Leben! Räume aus, was mich von dir trennt! Lass mich den Weg gehen, den du für mich gewählt hast!
Advent ist Zeit der Buße, nicht Zeit stimmungsvoller Abende und wundervoller Gefühle. Freilich, diese Winterabende sind Abende, an denen man still werden und zur Besinnung kommen sollte. Denn ohne Stille werden wir Gott nie begegnen können. Aber Stille und Besinnung sind etwas anderes als die vorweihnachtliche Stimmung, die uns eine unerleuchtete Geschäftswelt mit ihrer Reklame einzuimpfen sucht.

Es wäre gut, wenn wir in unsere Adventsvorsätze auch diesen Vorsatz mit hineinnehmen würden, einen Abend der Woche der Lektüre eines religiösen Buches zu widmen. Wir sollten täglich zur Heiligen Schrift greifen, um hier zu lesen, was Advent heißt. Die Mitfeier der Hl. Messe an den 4 Adventsonntagen sind eine gute Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.
Nun kann Advent werden, kann sich Stille ausbreiten, kann sich Wesentliches Raum schaffen, kann Licht aufscheinen, von Woche zu Woche mehr.
Nur wer vorbereitet ist, ist bereit!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls November 2023

Im Buch des Propheten Jeremia (29, 11.12.14) ist zu lesen:

"So spricht der Herr: Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils.
Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören und
euch aus der Gefangenschaft von allen Orten zusammenführen."

Würde man unter Christen eine Meinungsumfrage starten und die Frage stellen, ob sie noch mit der Wiederkunft Christi rechnen, gäbe es wahrscheinlich viele verneinende Kopfschüttler. Als Christen haben wir uns in dieser Welt gut eingerichtet und uns manchmal der Welt und ihren Gesetzmäßigkeiten angepasst. Das Endzeitliche scheint unserem Glauben abhanden gekommen zu sein. Dadurch wird die Zeit für uns nicht selten im Alltag zu einer Kategorie, die ihren Platz in der Leistungsformel oder im Zweckmäßigkeitsdenken hat.

Wo unterscheiden wir uns da noch von Menschen, die nichts mehr nach diesem Leben oder von Gott  erwarten? Vielleicht sollte uns wieder bewusster werden, dass Zeit zuerst und zunächst von Gott geschenkte Zeit ist, die uns übergeben wird, um mit ihr und in ihr Gottes Gesellschaft aufzubauen. So können wir diese Welt grundlegend verändern. Aber es ist nur eine vor - läufige Zeit, die einmal enden wird und die ein Ziel hat: GOTTES REICH.

Jeder ist dazu eingeladen, in dieser vor - läufigen Zeit am Aufbau des Gottesreiches mitzuwirken. Gestalten wir doch unseren Alltag gemäß dieser Einladung. Oder haben wir unsere Einladung irgendwie verlegt???

Herr Jesus Christus, du wirst wiederkommen am Ende der Tage,
du wirst allem Leid und aller Plage ein Ende setzen,
und du hast einem jeden von uns Begabungen geschenkt.
Herr, erbarme dich!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls September 2023

Vom exzellenten Erzbischof von Mecheln in Belgien, Josef Kardinal Mercier, 1851 bis 1926, stammt folgendes Zitat:

 

"Es gibt Menschen, die im Leben niemals etwas tun und deshalb keine Fehler machen -

                                              aber ihr ganzes Leben ist ein Fehler".

 

 

 Ja, solche Menschen soll es auch unter den guten Katholiken geben. Menschen, die sich absichern wollen, die nichts unternehmen, nichts wagen, weder in ihrem beruflichen Leben noch gar im geistlichen Leben. Sie lassen die Dinge an sich herankommen, aber auch an sich vorüber gleiten, ohne zugefasst zu haben. Vielfach geht dieses Zögern auf Kosten der Liebe und der Wahrhaftigkeit. Oft braucht der Mitmensch die rasche, gütige Tat. Was nützt ihm das heimliche Bedauern nach der Art: "Ach, der arme Kerl!", wenn wir nicht wagen, zuzupacken. Vielleicht werden wir deshalb schief angesehen. Was tut`s? Wollen wir lieber in einen gewissen Pharisäismus hineintreiben und sagen: "Ja, mir kann keiner etwas Schlechtes nachsagen"?.

Hoffentlich kann uns am Lebensende wenigstens ein Mensch etwas Gutes nachsagen. Die kleinen Taten für andere brauchen oft große Tapferkeit des Herzens, den Mut, auch einmal - besten Willens - etwas verkehrt zu machen. Dann ist unser Leben vor Gott vielleicht einmal voller kleiner, unbedeutender Fehler. Die Hauptsache ist, dass es nicht ein Leerlauf und damit ein einziger großer Fehler war.
Beten wir mit dem Psalmisten (Ps 119, 137 . 124):

Herr, du bist gerecht und deine Entscheide sind richtig.
Handle an deinem Knecht nach deiner Huld.

In der Tat, es ist schwer, eine begangene Schuld offen zu bekennen. Lieber sprechen wir von menschlicher Schwäche, von kleinen Ausrutschern oder verzeihlichen Fehltritten. Die wirklichen Schuldigen, die Täter, das sind die anderen. Dadurch entstehen Feindbilder, auf die wir unsere Schattenseiten projizieren. Der Mechanismus ist Ausgrenzung, damit die eigene Welt in Ordnung bleibt. Die Schuldigen sind die da draußen. Mit der Verdrängung von Schuld geben wir die Würde unseres Lebens auf. Nur wenn wir für die eigene Schuld gerade stehen, wenn wir sie erkennen und nicht leugnen, wenn wir einen Weg suchen, wieder gut zu machen, woran wir schuldig geworden sind, kann Gottes Barmherzigkeit an uns arbeiten. Wem vergeben ist, der kann vergeben. Den hindern selbst Verletzungen nicht, auf einen zuzugehen, der an ihm schuldig geworden ist. Wie entzweit wir auch sein mögen - Christus ist das Band, das uns eint. Die Kraft der Vergebung, die von ihm ausgeht, ist unerschöpflich.

Sören Kierkegaard, dänischer Theologe und Philosoph (1813 - 1855) hinterließ uns die Worte:
"Bleibe, wo möglich, keinem Menschen etwas schuldig, keine Zuvorkommenheit, keinen Dienst, keine Teilnahme in Freude oder Trauer ....... Bleibe aber dennoch in der Schuld, die du mit all diesem keineswegs hast abzahlen wollen und vor Gott keineswegs hast abzahlen können, der Schuld, einander zu lieben"

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls August 2023

Vom französischen Schriftsteller Georges Bernanos (1888 - 1948) ist folgendes Zitat:

"So wenig wie ein Mensch kann sich die Christenheit von Leckereien ernähren. Christus hat nicht gesagt, wir seien der Honig, sondern das Salz der Erde. Unsere trübselige alte Welt gleicht dem Vater Job auf seinem Misthaufen, voll von Wunden und Schwären. Salz auf die nackte, lebendige Haut, das brennt ! Aber es verhindert die Verwesung".

Wie viele Christen sitzen wie in Mauselöchern. Und das nicht nur in Landstrichen, wo man es sich etwas kosten lassen muss, Christ zu sein. Wer von uns erhebt schon noch den Anspruch, den Christus für sich und seine Jünger erhob, Salz der Erde, Licht der Welt zu sein.

Die ersten Christen, die doch eine hoffnungslose Minderheit waren, sind davon überzeugt gewesen, dass sie die Seele der Welt sind, die eingekehrt lebt wie die Seele im Körper. Wie die Seele das Lebensprinzip des Leibes ist, so hielten diese Christen sich für das Lebensprinzip einer todkranken Welt. Das hat nichts mit Angeberei zu tun; denn ihre Kraft war die Kraft des Herrn

Wir Christen in unserer heutigen total todkranken Welt sollten uns an die Worte des Herrn erinnern:
IHR seid das Salz der Erde, IHR seid das Licht der Welt!

Und das nicht nur hin und wieder mal am Sonntag.
Kleinmut ist keine christliche Tugend.

Du himmlischer Hausherr, erbarme dich unser!!!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls Juli 2023

Was ein Joch ist, kennen wir gerade noch von Viehgespannen. Früher - denken wir an die Wasser - und Lastenträger - wurden auch hierzulande noch Menschen sichtbar unter das Joch gezwungen. Heute haben wir mehr an Zwängen zu tragen, die man nicht so leicht sehen und deswegen übersehen kann. Auf manchen lastet das Joch übermäßiger Arbeit. Andere leiden unter dem Druck der Arbeitslosigkeit und damit verbunden oft unter der Hoffnungslosigkeit.

Im Matthäus - Evangelium 11, 28 - 30 ist zu lesen: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht".
Jesus beschreibt dagegen das Joch seine Botschaft als leicht, wie eine freundschaftliche Berührung. Wir sollen spüren, wahrnehmen, mehr nicht, dass wir in seine Frohe Botschaft eingespannt sind.

Oder, um ein anderes Bild zu gebrauchen: wir müssen Seilschaften bilden, um einander beim Tragen und Ertragen zu helfen. Das ist auch ein Hintergrund, warum sich die christlichen Gemeinde zum sonntäglichen Gottesdienst trifft. Durch die Mitfeier des Gottesdienstes bestärke ich meine christliche Schwester, meinen christlichen Bruder in seinem Glauben. Wenn der Glaube an Jesus Christus nicht wenigstens einmal in der Woche auch konkret im Leben vorkommt durch den Gang zur Kirche, rutscht er an den Rand des Lebens, weil es genügend andere Dinge gibt, die uns beschäftigen oder ablenken.

GEMEINDE  als Seilschaft
.....................sammelt sich in Stille
.....................plant den Weg
.....................markiert das Ziel
.....................sorgt für die Ausrüstung
.....................prüft das Seil
.....................stellt Teams zusammen
.....................ermuntert die Mutlosen
.....................macht sich auf den Weg
.....................bestärkt die Schwachen
.....................lässt keinen allein zurück
.....................trägt und erträgt
.....................achtet auf Reserven
.....................freut sich über das Erreichte
.....................feiert miteinander
GEMEINDE  als Seilschaft

Roland Breitenbach

Und Jesus sagt uns: "Ich werde euch RUHE verschaffen "!
Die meisten Menschen fürchten die Stille, darum muss immer irgendetwas getan, muss gepfiffen, gesungen, gehustet oder gemurmelt werden oder der Fernseher, das Radio laufen. In der wohl nicht zu Unrecht so genannten TOTENSTILLE wird es uns unheimlich, was wir dabei aber am meisten fürchten, ist das, was aus unserem eigenen Inneren hervorkommen könnte: all das eben, was wir uns durch den Lärm vom Halse halten.

Merkwürdig ist es schon, dass "Ruhe finden" so selten Thema der Gottesdienste ist. Dabei ist das Bedürfnis bei den Menschen in dieser Richtung sehr groß. In der liturgischen Feier allerdings wünschen sich die meisten Mitfeiernden, dass es "voran" geht. Ruhepausen, stille Momente sind wenig beliebt, weil es an der Einführung in die Ruhe, an der Hinführung zur Stille fehlt.

Gott, der Name deines Sohnes - JESUS - Gott ist Hilfe - drückt aus, was wir brauchen : Ruhe und Zuversicht durch ihn, Jesus Christus , der unsere Hilfe ist. Amen.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls Pfingsten 2023

Christus liebt uns und hat uns durch sein Blut befreit
 von unseren Sünden;
er hat uns die Würde von Königen gegeben
und uns zu Priestern gemacht
für den Dienst vor seinem Gott und Vater.
Halleluja.
Offb.1. 5-6

  "Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen, es grünten und blühten Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken übten ein fröhliches Lied die neu ermunterten Vögel; jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen, festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde."

So besang Goethe in seinem "Reinecke Fuchs" das Pfingstfest als überbordende Feier der Natur. Aber leider ist das nur die halbe Wahrheit. In unserer Welt ist der Ungeist des Hasses und der Friedlosigkeit sehr viel gegenwärtiger als der Geist der Liebe.

Doch Pfingsten heißt auch: Die Welt ist nicht unverbesserlich. In alle Verödung und Verwüstung hat Gott seinen Menschen, Jesus Christus, geschickt. Er lässt nicht ab von uns.

Er kommt  mit Strömen lebendigen Wassers, um in unseren Wüsten Oasen zu schaffen. Er kommt mit feurigen Flammen, um Erstarrtes und Gefrorenes aufzutauen. Sein Geist will uns bewegen, in dieselbe Richtung, zum selben Ziel - dem neuen Menschen Jesus Christus entgegen.

Wenn wir uns anrühren lassen von seinem Geist, wird es sich in unserer Seele regen, wir werden erstarken und wachsen, wir werden Gottes Atem in uns tragen. Wir werden Grenzen abbauen und Gemeinschaft aufbauen. Dann ereignet sich das alle innere und äußere Grenzen überschreitende Wunder des Pfingsttages hier und heute.

Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe! Halleluja!

 

 Pfarrer i.R. Herbert Kabath 

Mai 2023 - Gebet zu Ehren der Gottesmutter Maria

MARIA,
du unsere liebe Frau. Du bist in ganz besonderer Weise unsere Mutter.
Hat dir dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, nicht noch vom Opferaltar des Kreuzes aus die Sorge für uns aufgetragen, als er zu dir sprach: „Frau, siehe da dein Sohn!“ und dabei auf Johannes wies?
Johannes ist aber unser großer Bruder, der erste aus der großen Schar, die wie er Zeugen und ganz nahe dabei sein dürfen, wenn das Opfer unserer Erlösung dargebracht wird.
O ja Mutter, wir wissen, was du mit deiner Fürbitte beim Herrn vermagst. Auf deine Bitte wandelte er in Kana in Galiläa Wasser in köstlichen Wein. Wir wissen, sein Wort hat nicht nur die Kraft, Wasser zu Wein werden zu lassen, sondern er hat auch die Macht, die Herzen zu wandeln.
Darum bitte ich dich, du meine Mutter, erbitte mir von deinem Sohn die Gnade, dass auch mein Herz von deiner Güte und Tapferkeit seines Herzens geprägt werde. Hilf mir, dass ich dir und deinem Sohn Freude bereite, ihm der die Sonne meines Lebens ist. Amen
Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben……..

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls April 2023

Vom tschechischen Philologen Josef Kral sind folgende Worte:

Fremde Fehler, ohne Maß, sehn wir im Vergrößerungsglas.
Bei den eig'nen, noch so dumm, drehn wir schnell das Fernglas um.

Wir alle sind in irgendeinem Winkel unseres Herzens Pharisäer, Menschen, die sich für selbstgerecht halten. Was heißt überhaupt Gerechtigkeit. Viele fromme Christen halten die Gerechtigkeit für eine überflüssige Tugend. Mit "übernatürlicher" Nächstenliebe, die sich in irgendeinem Almosen ausdrückt, kann man sich nicht von der Pflicht zur Gerechtigkeit loskaufen, so wenig wie jemand den Erlös eines Diebstahls für "gute Werke" verwenden kann. Gerechtigkeit ist aber nicht nur eine Frage des Geldbeutels.
Wie ungerecht sind doch oft unsere üblen Nachreden über Freunde, Bekannte oder Nachbarn. So großzügig wir in diesem Punkt anderen Menschen gegenüber sind, so peinlich genau nehmen wir es, wenn es um uns selbst geht. Haben Sie schon einmal den Mut gehabt einem Freund zu sagen, dass Sie in seiner Abwesenheit schlecht von ihm gesprochen haben? Das wäre kein Werk der Übergebühr, sondern eine Forderung der Gerechtigkeit.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls zur Fastenzeit 2023

Vorsätze sind wie Seifenblasen: man kann sie leicht fassen, aber nur schwer halten.

Wohl jeder von uns hat es schon gespürt, wie leicht es ist, in einer Stunde der Hochherzigkeit gute Vorsätze zu fassen. Wie sieht es dann aber mit der Verwirklichung aus?
Da meldet sich der Alltag mit seinen ohnehin nicht leichten Forderungen. Da wird man abgelenkt durch so vielerlei Dinge. Man ist zerstreut und vergeßlich.

Das sind Menschlichkeiten, und wir brauchen uns auch ihrer nicht zu schämen. Trotzdem vermögen wir die Zahl der zerplatzten Seifenblasen (um im Bilde zu bleiben) klein zu halten. Wie denn???
Indem wir nicht versuchen, viele Seifenblasen auf einmal mit den Händen zu ergreifen. Das gelingt weder mit den bunt schillernden Kugeln (wir wissen es aus unserer Kinderzeit), noch mit unseren Vorsätzen.
Für all die verschiedenen Fastenvorsätze - wenn sich jemand einen vorgenommen hat - bedeutet das ebenfalls nicht zu viel auf einmal. Auch hier ist weniger mehr.
Also in dieser Vorbereitungszeit (Fastenzeit) auf Ostern verzichte ich auf Alkohol, auf dauernde Handy-Benutzung, ständiges Fernsehen, Fleischspeisen und Sahnetörtchen, die ich mir sonst einmal in der Woche leiste usw.
Und wenn es gelingt, einen einzigen Vorsatz die ganze Fastenzeit hindurch zu halten, ohne Abstriche und Ausflüchte, dann meine herzliche GRATULATION!

"Wichtig ist, dass du das, was du an Fasttagen deinem Leibe versagst, den Armen zukommen lässt; dass du hungerst, und der Hungrige gespeist werde."
(Bischof Mandakuni in Armenien)

"Gott wird dich beim Gericht über den Hunger und Durst und die Verlassenheit deiner Mitmenschen ausfragen. Er wird dich nicht fragen, wie oft du zur Kommunion gegangen bist und gebetet hast, sondern was du aus deiner Kommunion, aus deinem Beten gemacht hast."
(Abbe Pierre, gest. 2007, französischer Priester und Kapuzinermönch. Sein Leben lang widmete er sich den Armen und Ausgestoßenen. Wird genannt VATER DER ARMEN)

Das ist die Stimme eines armenischen Bischofs, der vor vielen Jahrhunderten lebte, 
und die Stimme eines modernen französischen Priesters.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom Februar 2023

Singt dem Herrn ein neues Lied,
singt dem Herrn, alle Lande!
Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht,
Macht und Glanz in seinem Heiligtum!

Psalm 96, 1-6

Das israelitische Volk hat sehr oft erlebt, dass es von Nachbarstaaten eingenommen wurde. Menschen wurden ermordet, Häuser und Felder zerstört, viele mussten die Heimat verlassen, wurden verschleppt. Das Leben der Daheimgebliebenen war bestimmt von fremder Macht, es herrschte Fremdherrschaft. In vielen Teilen der Welt erleben das auch heute noch Menschen. Ihr Leben ist geprägt von Verzweiflung einerseits und Hoffnung auf Veränderung, Verbesserung, Befreiung andererseits.

Wir leben in einem demokratischen Staat und erleben diese Zustände äußerlich gesehen nicht. Dennoch können wir überlegen: Werden wir nicht auch mitunter fremdbestimmt? Durch die Medien? Durch eigene negative Gefühle und Gedanken? Durch schlechte Erfahrungen, die wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, statt sie ruhen zu lassen?

"Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe“. Mit diesem Aufruf beginnt das öffentliche Wirken Jesu. Buße tun meint hier nicht so sehr Reumütigkeit, Zerknirschtheit, Schuldbewusstsein. Das vom Apostel und Evangelisten Matthäus verwendete griechische Wort für Buße besagt: etwas ändern, umkehren. In welche Richtung Veränderung gedacht ist, zeigt ein Blick ins deutsche Wörterbuch. Büßen hat die ursprüngliche Bedeutung von etwas "besser machen"; die Umstände zum Besseren hin verändern, einen Weg wählen, der Besserung zum Ziel hat, mir und anderen zu gut tut.
Jesus gibt uns Anleitung, wie wir und selbst und die Welt, in der wir leben, zum Besseren hin verändern können. An ihm können wir ablesen, wie sowohl Toleranz als auch gute Streitkultur geht. Er inspiriert uns zur Nächstenliebe, die die Menschen an den Rändern der Gesellschaft nicht aus dem Blick verliert. Er macht uns Mut, einander aus Niedergeschlagenheit aufzurichten und füreinander brauchbar zu sein. Er öffnet uns den Blick für die Wunder des Teilens. Je mehr wir etwas zum Besseren verändern, desto heller wird das Licht ins Dunkel scheinen, desto näher wird der Himmel uns entgegenleuchten.

Es gibt drei Stufen des menschlichen Zusammenlebens .

  Die unterste Stufe ist die der Gewalt,
  die zweite die Ebene des Rechts
  und die dritte die Ebene der Liebe.
  Das Mindestmaß
  für ein erträgliches Zusammen- und Überleben
  gewährleisten Rechte und Gesetze.
  Sie schützen die Schwächeren.
  Die Logik des Evangeliums aber ist die Liebe.
  Wir brauchen Gesten der Großzügigkeit,
  Gesten der Versöhnung und der Verzeihung.
  Ohne gelebte Liebe und ohne Bereitschaft zum Teilen
  wird das Leben auf dieser Welt unerträglich.

(Jaques Gaillot, geb. 1935, französischer Bischof)


Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls zum Fest der Heiligen Drei Könige 2023

"Wir müssen den Mut zum kleinen Schritt haben".

Diese Worte stammen von Alfred Kardinal Bengsch -waschechter Berliner -1921 bis 1979- war Bischof von Berlin und ein Verfechter des Kurses der politischen Abgrenzung der katholischen Kirche vom SED - Regime.

"Zu kleinen Schritten braucht man doch keinen Mut", wenden Sie vielleicht ein. So dachte ich auch, als ich das Wort des Berliner Bischofs zum ersten Male las. Und noch mehr wunderte es mich, dass er es zu Filmschaffenden sprach, also zu Menschen, denen wir eher große Sprünge als kleine Schritte zumuten würden.
Aber das Bischofswort enthält eine tiefe Weisheit. Nicht immer zeugen große Sprünge von Mut. Oft sind sie der Ausdruck von Unbesonnenheit und Waghalsigkeit. Häufig verfehlen sie ihr Ziel und zerstören mehr, als sie nutzen.

Zu einem kleinen Schritt gehört wirklich Mut, denn man kann die Hindernisse dabei gut überschauen. So erfolgt er meist behutsam, vorsichtig und darum zielsicher. Das hat weder mit Pedanterie noch mit Mittelmäßigkeit etwas zu tun. Aber viele kleine besonnene Schritte führen sicher zum Ziel als ein paar unbedachte große.
Der Rat von Bischof Bengsch gilt jedoch nicht nur für das öffentliche Leben, sondern auch für unser persönliches Leben, für unser religiöses Leben. Haben Sie den Mut, die Schwierigkeiten zu überschauen und die kleinen Schritte trotzdem zu tun.
Sie führen Sie, wie einst die Weisen aus dem Morgenland, schließlich zum HERRN.


Pfarrer i.R. Herbert Kabath

 

Impuls zu Weihnachten 2022 

Frohe und gesegnete Weihnachten!

Was für ein Jahr liegt hinter uns!
Die Welt ist in Unordnung: Krieg, Energiekrise, Inflation lassen alte Sicherheiten auf einmal fragil erscheinen. Und für viele ist dabei der Zustand der Kirche in Deutschland ein Spiegelbild dieser weltlichen Krisen.
Anstatt dass die Kirche eine kraftvolle Stimme gegen den Glaubenszerfall erhebt, ist sie in Deutschland mit sich selbst beschäftigt.
Die vierte Versammlung des Synodalen Weges Anfang September in Frankfurt zeigte sehr klar, dass allzu viele den Zeitgeist zum Kern der Kirche machen wollten, anstatt sich auf die dringend notwendige Neuevangelisierung in unserem Land zu konzentrieren.
Doch Rom hat all diesem ein klares Stoppschild entgegengestellt. Dort hält man vom deutschen Oberlehrertum nichts. Papst Franziskus und die einzelnen Ämter der römischen Kurie haben der Kirche hierzulande deutliche Grenzen gesetzt.

Und wir feiern nun Weihnachten!
Das Licht, das durch die Geburt Jesu Christi in die Welt gekommen ist, ist das einzig wahre Licht und die einzig wahre Hoffnung.  Christus ist die ausgestreckte, rettende Hand Gottes!
Und dies feiern wir an Weihnachten. Ja, Gott macht sich auf den Weg zu uns. Ihm ist es nämlich nicht egal, ob und wie die Welt vor die Hunde geht. Aber anstatt schlaue Anweisung aus weiter Entfernung zu geben, ist er ab jetzt gleichsam selbst vor Ort, um das Leben mit uns zu teilen und es in eine gute Richtung zu bringen. Gott setzt alles in Bewegung, damit wir gerettet werden.

Wie gesagt, ER tut dies, nicht wir!
Wir haben uns Weihnachten nicht verdient oder erarbeitet, es wird uns geschenkt. Die Geschenke unterm Weihnachtsbaum sind nur ein kleines Zeichen für das große Geschenk, das Gott uns macht.
Weihnachten ist ein Fest der Begegnung. "Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ", sagten die Hirten. Unser Betlehem ist kein Ort auf der Landkarte, sondern der ganz konkrete Mensch, den Gott in unsere Nähe gestellt hat. Auf ihn zugehen, ihn wahrnehmen in seinen Wünschen und Ängsten, ihm auf Augenhöhe begegnen – da fängt Weihnachten an.
Die Geburt des Herrn erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit. Gott ist Mensch geworden und hat sich dadurch auf besondere Weise mit uns verbunden.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls zum 3. Adventssonntag - Gaudete 2022

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch!
Denn der Herr ist nahe.
Phil. 4, 4-5

Der Eröffnungsvers der Liturgie gibt dem 3. Adventssonntag seinen Namen:  GAUDETE - Freut euch! Und er nennt auch den Grund der Freude: Der Herr ist nahe.
Advent ist die Zeit des Wartens und Erwartens. Wenn ich etwas Schlimmes erwarten muss, dann wird die Erwartung zur Befürchtung. Wenn ich etwas Gutes erwarten darf, dann wird die Erwartung zur Freude. Vorfreude ist die beste Freude, sagt eine alte Redensart.

Der katholische französische Schriftsteller Paul Claudel sagte:
DER MENSCH IST NICHT ZUM VERGNÜGEN, SONDERN ZUR FREUDE GEBOREN.

Oberflächlich betrachtet scheint dazwischen kein Unterschied zu bestehen. Vergnügen und Freude - wie oft setzen wir sie gleich? Dennoch sind sie nicht dasselbe. Das Vergnügen kann die Freude entfachen, mehr aber nicht. Es kann sie niemals ersetzen. Die Freude lotet viel tiefer. Sie berührt Schichten der menschlichen Seele, die nicht an der Oberfläche liegen. Und deshalb wirkt die Freude nachhaltiger. Das Vergnügen ist eine Sache des Augenblicks. Es vermag den Menschen nicht so tief zu ergreifen. Trotzdem hat es im menschlichen Leben seinen berechtigten Platz, wenn es nicht an die Stelle der Freude gesetzt und zum einzigen Lebenszweck (Spassgesellschaft)
gemacht wird. Damit würde unser Leben seicht. Es hätte keinen Tiefgang mehr. Wir würden im Laufe der Zeit vergnügungssüchtig, weil wir unfähig sind, Freude zu empfinden. Die Freude, die uns im Zusammensein mit lieben Menschen in der Begegnung mit der Natur oder mit Werken großer Kunst erfüllen kann.
Letzte und tiefste Ursache der Freude ist für den Christen jedoch die Tatsache seiner Erlösung und die Begegnung mit seinem Erlöser im Eucharistischen Mahl. In diesem Sinne ruft uns auch die Kirche im Advent zu: "Freut euch, denn der Herr ist nahe!"

Ja, was erwarten wir denn? Das Geschenk der Erlösung!
Mit Weihnachten, dem Fest der Geburt Jesu, beginnt eine neue Geschichte zwischen Gott und den Menschen:  Nicht mehr Verwundung, Schuld und Scheitern bestimmt das Verhältnis zwischen ihnen, sondern Heilung, Versöhnung und Gelingen. Und diese Geschichte findet ihre Vollendung im zweiten Kommen Jesu, bei seiner Wiederkunft am Ende unsrer Tage, in unserem Sterben.

Das BESTE liegt also noch vor uns. Darauf - mit gläubigem Vertrauen - zu warten lohnt sich.

Vorfreude ist die beste Freude.

Deshalb: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!

 

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls zu Adventszeit 2022

Von Romano Guardini (geb. 1885 in Verona, gest.1968 in München), Priester, Religionsphilosoph und Theologe stammen folgende Worte:

Wir aber sollten wissen: das Reich Gottes ist im Kommen. Nicht mehr auf eine bestimmte geschichtliche Stunde hin, sondern immerfort und auf jeden Menschen. An das Herz jedes einzelnen drängt das Reich, dass er es einlasse.

 ADVENT - das ist wie ein Zauberwort von heimeliger Geborgenheit. Doch in der Liturgie der Kirche finden wir wenig, was Raum läßt für warme Gefühlsseligkeit. Das Evangelium des ersten Adventssonntags wie das vom letzten Sonntag des Kirchenjahres spricht vom kommenden Weltgericht. So ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf das Kommen des Herrn, weniger im Fest seiner Geburt, als in seinem endzeitlichen Wiederkommen. Das soll nicht heißen, wir sollten das Brauchtum nicht pflegen:
den Adventskranz, die Barbarazweige, das Frauentragen und auch die Nikolausgaben.

Doch diese Besinnung sollte uns davor bewahren, Formen zu überliefern, die aus einem Geist erwuchsen, den wir nicht mehr besitzen. Bei einem erklärten Atheisten sah ich einmal einen Adventskranz, das Zeichen der Erlösungssehnsucht bei einem Menschen, der nichts anderes ersehnte als eine bessere Stellung und ein höheres Gehalt.

Du wirst kommen in die Welt: Komm, Herr Jesus, Komm!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath 


Impuls zu Allerheiligen und Allerseelen 2022

Das Wort "Krise" ist in aller Munde. Von "Krisenpermanenz" ist sogar die Rede, um den gegenwärtigen psychologischen Zustand unserer Gesellschaft zu beschreiben:
Energiekrise, Klimakrise, Corona-Krise, Missbrauchskrise oder der grausame Krieg mitten in Europa. Und dann kommt die Glaubenskrise noch hinzu, von der in den Medien allerdings wenig die Rede ist.

Menschen schauen zunehmend sorgenvoll in die Zukunft. Nicht wenige haben Existenzängste und fragen sich, wie es weitergehen soll. Was oder wer schenkt uns noch Hoffnung und Zuversicht?
In dieser Krisenzeit wird immer deutlicher, die Antwort kann nur lauten: JESUS CHRISTUS. Er hat selbst alles Leiden am Kreuz auf sich genommen, um uns von Sünde und Tod zu erlösen. Auf ihn zu schauen und sich ihm anzuvertrauen ist keine billige Vertröstung. Es ist die einzige Perspektive, die auch im Leiden Sinn abgewinnen kann. Gott wünscht einem jeden von uns die ewige Gemeinschaft mit ihm ein Leben in Fülle, so überwältigend schön, dass es alles übersteigt, was ein Auge je gesehen und ein Ohr je gehört hat.

Unsere Perspektive ist der Himmel und der Weg dahin ist Jesus Christus selbst. Die Heiligen rufen uns das ins Gedächtnis. Seit unserer Taufe sind wir in der Christus Nachfolge.
Julius August Kardinal Döpfner (1913 -1976, Bischof von Würzburg und Berlin sowie Erzbischof von München-Freising) sagte einst:

Das ist entscheidend für echte Christusnachfolge: Wir müssen aufs Ganze gehen.


Wir nennen uns Christen nach unserem Meister. Sind wir aber, jede bzw. jeder von uns, ein zweiter Christus? Machen wir mit der Christusnachfolge ernst? Oder gehören wir zu den lauen, müden, lahmen Christen, die immer wieder versuchen, zwei Herren zu dienen: Gott und der Welt? Gehen wir wirklich in unserem Glaubensleben aufs Ganze?  Das heißt nicht, wir sollen Fanatiker oder religiöse Radikalinskis werden. Wie wir es recht machen, können wir am Leben der Heiligen ablesen. Sie waren offen für den Ruf Gottes. Mühe, Kampf und Versagen blieb ihnen nicht erspart. Aber immer wieder sind sie in ihrer Christusnachfolge aufs Ganze gegangen, ihrer Zeit, ihrem Temperament, ihrer Veranlagung, ihren Lebensumständen nach. Es wäre dumm und lächerlich, wollten wir etwa das Leben der hl. Elisabeth (19.11.) in allen Einzelheiten kopieren. Wir leben in einer anderen Zeit, haben andere Möglichkeiten, andere Anlagen. Aber eines können wir nachahmen: die Unbedingtheit, mit der die Heilige den Weg der Christusnachfolge gegangen ist. Alle Heiligen mögen uns dabei Fürbitter und Helfer sein.

Thomas von Aquin (1225-1274), der große Theologe des Mittelalters, sagte:

Christus ist das LEBEN. Darum ist in seinem Reich kein Platz für den Tod!


Pfarrer i.R. Herbert Kabath 

 

Viele Menschen halten die Kirche für ein Beerdigungsinstitut. Zeitlebens kümmern sie sich herzlich wenig um diesen "Verein", wie sie geringschätzig sagen. Aber wenn es ans Sterben geht, möchten sie doch mit kirchlicher Umrahmung zu Grabe getragen werden, wie man so sagt. Freilich auch hier geht es ihnen in erster Linie noch um die Aufmachung und Dekoration. Oberflächlich und gottlos, wie sie im Letzten sind, ist für sie der Tod die Endstation all der Nichtigkeiten, die ihr Leben ausgefüllt haben. Für uns Christen ist der Tod das Tor zum größeren Leben. Davon müßte man dann aber etwas in unserer Grundeinstellung zum Tod spüren. Unvereinbar mit dem Glauben an das größere Leben ist die Angst, mit der die meisten Christen dem Tod entgegensehen. Zweitrangig ist, ob das die Angst vor dem Atomtod oder dem Terror der Gottlosigkeit ist. Spüren wir, dass der Glaube Arznei gegen die Weltangst ist?

ALLERHEILIGEN: Im Lichterglanz der Scharen!  Gott, sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit!

ALLERSEELEN: Du König, dem alles lebt!  Sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit!

 Pfarrer i.R. Herbert Kabath  


Impuls vom Oktober 2022

In dieser Zeit, da das Böse und das Gute in so heftigem Widerstreit liegen,
hat niemand das Recht, mittelmäßig zu sein.

Das sagte Papst Pius XII. mitten im 2. Weltkrieg.

Ich las in diesen Tagen ein erschütterndes Dokument des Kirchenkampfes in China. Ein Brief, der über Hongkong in die Freiheit gelangt.
"Wenn Du diesen Brief erhältst, werde ich im Gefängnis sein. Mein Kopf ist so leer. Ich bin mehrere Male verhört worden, das erste Mal neun Stunden lang, gestern fünf. Betet für uns!
Es ist alles so schwer, oft viel zu schwer. Einige meiner Freunde haben mich verraten. Betet und büßt für sie! Die meisten Bischöfe und Priester, die hier waren, sind fortgebracht worden.
Meine größte Sorge ist die Familie. Als die Eltern meinen Namen in der Zeitung lasen, knieten sie nieder und baten mich, dem Glauben treu zu bleiben. O Gott, nun erfahre ich zum ersten Mal, was leiden bedeutet. Ich kann Dir und den anderen nichts hinterlassen als meine Liebe. Den Tod vor Augen, ziehe ich ihn dem ewigen Tode vor, nämlich meinen Glauben zu verleugnen. Sing mit mir Alleluja!"

Deiner Macht ist das All unterworfen, Herr,
und niemand kann sich dir widersetzen;
denn du hast Himmel und Erde gemacht
und alles, was wir unter dem Himmel bestaunen.
Du bist der Herr über alles.
Est 13, 9-11 (Vulgata)


Die Statistik lässt diesbezüglich keinen Zweifel: die Zahl der Christen in Europa wird immer geringer. Und ein Ende dieses Abwärtstrends ist noch nicht in Sicht.
Ein Blick in die Glaubensgeschichte zeigt: es gab immer wieder solche Epochen:
- Zeiten, in denen Gott zu schweigen schien;
- Zeiten, in denen man sich gegenseitig ermutigen musste: Mach kein Geheimnis daraus, dass du ein Christ bist / eine Christin bist!
- Zeiten, in denen die Glaubenszweifel und die Glaubensunsicherheiten größer waren als die Glaubenszuversicht und die Glaubenskraft.

Aber immer hat der Glaube weitergelebt und - nach einer Zeit der Dürre - zu neuer Blüte gefunden." „Im Winter wächst das Brot." sagt die Dichterin Gertrud von le Fort.

Und deshalb, solange es " Winter " ist, kommt es auf das Vertrauen an, auf Durchhalten in Treue.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls vom September 2022 

Aus den "Sprüchen" des französischen schriftstellernden Berufspiloten Antoine Marie Jean-Baptiste Roger de Saint-Exupéry (1900-1944) stammt folgender Spruch:

Wenn wir nur für Geld und Gewinn arbeiten, bauen wir uns ein Gefängnis.

Kein Mensch, mag er auch noch so ideal eingestellt sein, kann nur von Luft und von der Liebe oder von einem herzlichen "Vergelt`s Gott " leben. So darf und soll jeder für seine Arbeit die angemessene Entlohnung fordern.

Aber es gibt Menschen, auch junge Menschen, die ausschließlich einen Beruf nach der Höhe der Entlohnung beurteilen. Nach diesem Gesichtspunkt haben sie ihre Berufswahl getroffen. Nach diesem Gesichtspunkt wechseln sie auch ihren Arbeitsplatz. Es geht ihnen nur ums Geld. Das brauchen sie angeblich für Anschaffungen aller Art. Haben sie das Gewünschte erreicht, sind sie bereits nicht mehr zufrieden. Neue Wünsche locken und machen ein höheres Gehalt notwendig. Ehe sie es recht begriffen haben, sind diese Menschen in den Teufelskreis von Arbeit - erfüllten Wünschen - neuen Wünschen - Arbeit hineingeraten.

Und ein zweites Gefängnis umgibt sie. Weil das Geld ihnen zum Götzen geworden ist, können sie keinen Cent davon entbehren. Und aus dem anfänglichen Gewinnstreben wachsen bald Egoismus, Geiz, Neid und Habsucht. Das aber ist ein Gefängnis, aus dem sie kein Außenstehender mehr befreien kann.
Wehret den Anfängen!!!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom August 2022 

Die große Heilige und Kirchenlehrerin Teresa von Avila (1515 - 1582 in Spanien ), Karmelitin und Mystikerin sagte:

"Die Hauptsache besteht nicht darin, viel zu denken, sondern viel zu lieben."

Zu allen Zeiten haben Menschen, die viel und richtig gedacht haben, die Menschheit bereichert und zu ihrem Wohle beigetragen. Wir sollten Gott dankbar dafür und für alle Kräfte des Verstandes sein.

Etwas Anderes jedoch sollten wir aber darüber nicht vergessen: Vor Gott gilt im letzten nicht die Weite und Tiefe der Gedanken.
Sein Hauptgebot ist das Gebot der Liebe. Deshalb sollte die Liebe im Mittelpunkt des Menschenlebens stehen.

Denken, auch das Nachdenken über Gott, kann in die Irre führen. Liebe, die sich von den Geboten Gottes leiten lässt, bleibt auf dem rechten Weg.
Vielleicht mag sie in den Augen mancher Menschen töricht erscheinen. Damit ist sie aber der Liebe Gottes ähnlich, die sich für die Menschen ans Kreuz schlagen ließ.

Nicht Wissenschaft und Forschung und ihre Ergebnisse haben die Welt erlöst, sondern die Liebe des Gottessohnes und das liebende JA eines einfachen Mädchens, dessen leiblicher Aufnahme in den Himmel wir am 15. August festlich gedacht haben, deren Krönung im Himmel wir, heute, am 22. August sowie am 7. September das Fest ihrer Geburt, am 12. September Mariä Namen und am 15. September Gedächtnis der Schmerzen Mariens gedenken.

Bitte für uns Heilige Gottesgebärerin, dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.


Pfarrer i.R. Herbert Kabath

 

Impuls vom August 2022

Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte;
aber der Gerechte fordert sie für alle,
der Ungerechte nur für sich allein.

Diese Worte schrieb Ludwig Börne, geb. 6. Mai 1786 im jüdischen Ghetto von Frankfurt am Main, gest. 12. Februar 1837 in Paris, war ein deutscher Journalist, Literatur - und Theaterkritiker, bemühte sich sehr um eine deutsch - französische Freundschaft.

Wir sollten in diesen Tagen einmal der Männer gedenken, die am 20. Juli 1944 gegen Hitler und seine braune Gewaltherrschaft aufstanden.
Es ist kein Zufall, dass sich darunter eine Reihe bekannter Christen beider Bekenntnisse befanden. Sicher gehört es zur Tragik der jüngeren Geschichte unseres Volkes, dass dem Einsatz dieser Männer kein größerer Erfolg beschieden war.

Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb einer von ihnen, Jesuiten-Pater Alfred Delp, an sein neugeborenes Patenkind:
....Und ich möchte, dass Du das verstehst, was ich gewollt habe, wenn wir uns nicht richtig kennenlernen sollten in diesem Leben; das war der Sinn meines Lebens, der ihm gesetzt wurde: Die Rühmung und Anbetung Gottes vermehren; helfen, dass die Menschen nach Gottes Ordnung und in Gottes Freiheit leben und Menschen sein können. Ich wollte helfen und will helfen, einen Ausweg zu finden aus der großen Not, in die wir Menschen geraten sind und in der wir das Recht verloren, Menschen zu sein.

Im Blick auf unsere jetzige Zeit sind diese Worte hochaktuell!
Du Freund der Armen .....  bitte für uns !

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom Juli 2022

Vom französische Schriftsteller Georges Bernanos (1888 - 1948) stammen folgende Worte:

So wenig wie ein Mensch kann sich die Christenheit von Leckereien ernähren.
Christus hat nicht gesagt, wir seien der Honig, sondern das Salz der Erde.
Unsere trübselige alte Welt gleicht dem Vater Job auf seinem Misthaufen,
voll von Wunden und Schwären. Salz auf die nackte, lebendige Haut, das brennt!
Aber es verhindert die Verwesung.

Wie viele Christen sitzen wie in Mauselöchern. Und das nicht nur in Landstrichen, wo man es sich etwas kosten lassen muss, Christ zu sein. Wer erhebt von uns schon noch den Anspruch, den Jesus Christus für sich und seine Jünger erhob, Salz der Erde, Licht der Welt zu sein. Die ersten Christen, die doch eine hoffnungslose Minderheit waren, sind davon überzeugt gewesen, dass sie die Seele der Welt sind, die eingekehrt lebt wie die Seele im Körper.
Wie die Seele das Lebensprinzip des Leibes ist, so hielten diese Christen sich für das Lebensprinzip einer todkranken Welt. Das hat nichts mit Angeberei zu tun, denn ihre Kraft war die Kraft des Herrn.
Du himmlischer Hausherr, erbarme dich unser und der todkranken Welt!


Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Gedanken und Anregungen zu Pfingsten 2022

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Halleluja!

(Röm.  5,5)

Mit dem Pfingstfest beschließen wir die Osterzeit und erinnern uns darum besonders daran, dass wir in der Taufe erwählt sind, Gottes Volk zu sein, das mit seinem Heiligen Geist erfüllt wurde und in die Welt gesandt ist, die Frohe Botschaft zu verkünden. Das Pfingstfest ist somit das Geburtsfest der Kirche und zugleich ein Fest gegen Selbstgefälligkeit, Machermentalität und Besitzstandsdenken in der Kirche. Wir feiern die Geistesgegenwart Gottes und nicht unsere Ideen, Strategien und Pläne. Die liturgischen Schrifttexte an Pfingsten sind ein Heilmittel gegen eine Haltung, die mehr auf die eigenen Kräfte als auf Gott vertraut und zugleich ein Plädoyer für die Einheit in Vielfalt und für gegenseitiges Wohlwollen in einer vielfältigen Kirche.
Begnadet durch Gottes Geist dürfen wir Welt und Kirche gestalten - nicht aktionistisch - besessen, sondern vom Geist beseelt.

Jeder Christ hat genug an Erfahrung, um über Gott in einer ganz persönlichen Sprache zu sprechen. Vielleicht fehlt es uns nur an Übung. Wir sollten Mut haben, aus dem Schweigen über den eigenen Glauben herauszutreten. Die Gemeinde damals in Jerusalem war geprägt von der Freude über die Auferstehung des Herrn und über seine Gabe, den Heiligen Geist. Unabhängig von der Mitgliederzahl und von der öffentlichen Meinung. Denn das Christentum war und ist immer der "neue Weg". Die ersten Christen waren überzeugt von ihrem Sendungsauftrag.
Freude am Glauben kann man nicht machen, sie ist ein Geschenk, eine Gabe des Heiligen Geistes. Ohne Freude und Dankbarkeit gibt es keine Aufbruchstimmung in unseren Gemeinden.
Aus der Dankbarkeit wächst Freude und gewinnen wir Hoffnung.

Keiner von uns kann den Heiligen Geist sehen, viele vermögen ihn nicht einmal zu spüren. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Vielleicht denken Sie jetzt: Ich merke nichts vom Heiligen Geist - nicht in meinem Leben, nicht in der Kirche, nicht in der Gesellschaft. All die Wirtschafts - und Finanzkrisen, all die Kriege und Skandale, die zunehmende Verarmung der Menschen hier bei uns und in vielen anderen Ländern der Erde, die Umweltkatastrophen oder die Gier nach Reichtum und Macht.
Übertriebene Selbstverwirklichung und Narzismus zerstören so viel. Das sieht alles so finster aus, da überwiegt das Böse.
Ist dem so?  Sieht denn wirklich alles finster aus?
Das finde ich nicht; ich sehe die Wirkung des Heiligen Geistes jeden Tag. Denken Sie nur einmal an die unbeschreibliche Solidarität unter uns Menschen. Denken Sie nur an all das Gute in den Familien, in der Nachbarschaft, in der Gemeinde, das nicht an die große Glocke gehängt wird. Oder denken Sie an das Gute , das Sie eigentlich leisten. Ja genau, Sie! Oder haben Sie vergessen, was Sie schon alles für Ihre notleidenden Mitmenschen getan haben und tagtäglich tun?
Auch in Ihnen wirkt der Heilige Geist. Manchmal verlernen wir nur, ihn zu erspüren.

Gott gießt seinen Geist in unsere Herzen ein, damit wir zu seinen Kindern werden. Das eröffnet uns eine Zukunft, die über das Grab hinausgeht. Zu welch großer Hoffnung sind wir berufen.
Darum, lieber Mitmensch, öffnen Sie sich jeden Tag aufs Neue dem Wirken des Heiligen Geistes - für sich selbst, für die, die mit Ihnen und um Sie herum leben, aber auch für alle Getauften und alle Menschen auf der ganzen Erde. Denn auch wenn Sie den Heiligen Geist nicht sehen können, so ist er immer da und lebt mit Ihnen.


Es ist also wieder mal chic

Und heute ist es wieder chic

Ich gebe zu : ich liebe diese Kirche

auszutreten aus der Kirche

auszutreten aus der Kirche

so wie sie ist, ich kenne ihre Fehler

wie damals dreiunddreißig und

viele, die ich kenne, tun das

doch sagt sie mir das Wort, das mich erlöst

die zwölf Jahre danach, da

denn man muss mit der Zeit gehen und

und mich erkennen lässt, was Leben ist.

ging man auch mit der Zeit

die ist diesmal aufgeklärt, da

Denn glaubt es mir: der letzte Schrei

die war damals braun und voller

kann man nicht von gestern sein

ist nicht das letzte Wort, denn das

Bewegung, da musste einer dabei sein

und Christentum -

wird sprechen und Christentum -

das war nicht zeitgemäß.

ist nicht mehr zeitgemäß.

der das Wort am Anfang war.


Frohe und gesegnete Pfingsten wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Gedanken und Anregungen zu Ostern 2022

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja.
Sein ist die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Halleluja.

(Vgl. Lk 24, 34)

Wer zuletzt lacht, lacht am besten. DAS IST OSTERN!
Nicht die Fratze des Todes grinst am Ende, sondern Gott lacht sein österliches Lebenslachen.
An Ostern darf man, was man sonst nie tun würde: Man verspottet den Tod, weil Ostern das Fest des Lebens ist.
Ostern ist nicht irgendein Fest im christlichen Festkreis.
Ostern ist die Mitte der christlichen Verkündigung.
Ostern kommt nicht am Schluss der Evangelien nach der Passion Jesu.
Das ganze Neue Testament ist eine einzige und vielstimmige Ostergeschichte.
Jede Zeile des Evangeliums wurde im Licht von Ostern geschrieben.
Trotzdem gibt es unendlich viel, was uns das Lachen im Hals abwürgt.
Wir leben in einer Welt der Angst und des Todes.
Ostern verkündet keine irreale Traumwelt, tröstet nicht billig über das Leid hinweg.
Ostern nimmt es mit den Kreuzen der Welt auf sich.
Der Auferstandene ist der für uns Gekreuzigte und mit den Wundmalen Gezeichnete.
Mit dem gekreuzigten Jesus Christus gehen wir den Weg durch Ausweglosigkeit, Trauer und Schmerz auf Ostern zu.

Möge der auferstandene Christus
dich segnen im Lichte des neuen Tages.
O König der Könige,
der du den Tod überwunden hast, steh uns bei.
Wie die Sonne den neuen Tag bringt,
so gibst du uns neue Hoffnung.
Das Blut aus deinen Wunden
verwandelt sich zum Quell neuen Lebens.
O Jesus, sei bei uns in der Nacht und am Tag.
(Aus Irland)

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Gedanken und Anregungen für Gründonnerstag und Karfreitag 2022

Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus.
In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben.
Durch ihn sind wir erlöst und befreit.

(Vgl.Gal  6,14)

Zusammen Mahl halten ist eine zutiefst Sinn stiftende menschliche Handlung. Sie drückt Zusammenhalt, Freude und Liebe zueinander aus. Sie kann Erinnerung an ein vergangenes Ereignis sein, sie kann einen ganz aktuellen Bezug haben, sie ist der Ort, wo man über die Zukunft nachdenkt, und sehr oft verschmelzen diese drei zeitlichen Komponenten auch in ihr.
Essen ist einfach unerlässlich fürs Weiterleben, zuerst einmal körperlich. Diese individuell - materielle Notwendigkeit können Menschen um den geistlich - gemeinschaftlichen Charakter bereichern, und so wird das Mahl zu einem feierlichen Brauch, zu einem Ritus. Das jüdische Pesachfest und die christliche Eucharistiefeier (Hl. Messe) sind zwei Mahl-Feste, die mit ihrer sehr langen Tradition und überreichen Symbolik bis in unsere Zeit hinein wirken. Am Gründonnerstag sind wir eingeladen, uns in besonderem Maße auf sie zu besinnen.
Der Tod gehört zum Leben, aber das Sterben verursacht Angst - bei den Betroffenen und bei denen, die um sie sind. Daran vermag der Glaube an Gott oder an die Ewigkeit nicht alles ändern.
Es kostet schon einige Anstrengung, nicht wegzuschauen oder wegzulaufen, wenn es ernst wird. Der betende Jesus im Garten des Ölbergs, die schlafenden Jünger, der dreinschlagende und auch verleugnende Petrus, die fliehenden Jünger, die bleibenden Frauen, der mittragende Simon von Zyrene - so unterschiedlich können menschliche Haltungen sein angesichts des Unausweichlichen.
Jesus selber ist in ungebrochener Treue zu Gott seinen Weg gegangen, von der Verkündigung des anbrechenden Reiches Gottes über die öffentliche Auseinandersetzung mit den Repräsentanten des Judentums, den Pharisäern und Schriftgelehrten bis hin zu Verhaftung, Verurteilung und Kreuzigung. Diese starke Haltung nötigt mindestens Respekt ab.
Jedes (gewaltlose) Sterben, insbesondere das als unschuldig empfundene, fordert von uns eine Sinngebung, um damit leben zu können, ohne dass die als unerbittliche und gnadenlose Wirklichkeit uns lähmt und erdrückt.
Im Neuen Testament begegnen wir der Sinngebung, die das Sterben Jesu durch seine Jüngerinnen und Jünger erfahren hat.

Wenn Gott der Jenseitige von Jesus dem Diesseitigen wirklich erwartet hätte zu leiden,
wenn also Jesu Leiden Gottes Wille gewesen wäre, dann wäre auch unser Leiden sein Wille.
Ein Gott, der mich leiden sehen will, kann mir gestohlen bleiben;
und ein Gott, der meinen Sohn leiden sehen will, fahre zur Hölle!
Aber ein Gott, der mir im leidenden Menschen begegnet, der sagt: Ich will dein Leiden tragen -
die Liebe eines solchen Gottes wäre so unermäßlich, dass ich sie nicht begreifen,
sondern ich nur staunend von ihr beschenken lassen könnte.

(Ernst Schneck, lebte von 1917 bis 1999,
war ein hochdekorierter Hauptmann der Wehrmacht im 2. Weltkrieg)

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls zur Karwoche 2022

Für viele Menschen, auch solche, die Weihnachten noch als christliches Fest feiern, ist Ostern ein bloßes Frühlingsfest. Der Gedanke, dass es irgendwie mit neuem Leben zu tun hat, ist - durch die grünende und aufblühende Natur vermittelt - hier und da gerade noch nachvollziehbar.  Für uns Christen aber sind die Kar - und Ostertage Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres. Ja, älter und wichtiger noch als Weihnachten. Hosianna dem Sohne Davids!
Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn,
der König von Israel, Hosianna in der Höhe!

Wir feiern den Ursprung unseres Glaubens: die Erfahrung, dass Jesus Christus, der gestorben war, von den Toten auferstanden ist und dadurch auch uns neues Leben eröffnet hat.
Zur Bezeichnung der Kar - und Ostertage sind verschiedene Begriffe gebräuchlich, die jeweils unterschiedliche Aspekte betonen.
KARWOCHE - heißt die Woche vor Ostern, die mit dem Palmsonntag beginnt. Der Name kommt vom althochdeutschen Wort kara und bedeutet "Trauer" bzw.  "Klage". Er betont also das Leiden und Sterben Christi, was aber nur der eine Aspekt der Feiern von Tod und Auferstehung des Herrn ist.
Die Kirche kennt für diese Zeit auch die Bezeichnung "HEILIGE WOCHE", welche ihre besondere Stellung im Kirchenjahr und ihre große Würde ausdrückt. In ihr sind nämlich "DIE DREI ÖSTERLICHEN TAGE". Sie beginnen mit der Feier des Letzten Abendmahles am Gründonnerstagabend und dauern bis zum Ostersonntag. Neben der Abendmahlsmesse unfassen sie die Feier des Leidens und Sterbens Christi am Karfreitagnachmittag, den Karsamstag, die Feier der Auferstehung des Herrn in der Osternacht und die Vesper am Ostersonntag.
Der Palmsonntag beginnt mit einem jubelnden "HOSIANNA". Er endet mit einem hasserfüllten "KREUZIGE IHN". Beide Rufe kommen teilweise aus denselben Mündern und Herzen.
Diese Münder und Herzen jubeln Jesus als dem " starken Mann " zu, von dem sie sich konkrete Verbesserung der politischen Verhältnisse erwarten. Weil er diesen Erwartungen nicht entspricht,
weil seine Stärke in der entwaffnenden Güte und Sanftmut liegt, schreien sie ihm ein paar Tage später den Tod zu. So wird der, dem man zuerst zugejubelt hat, schließlich als Staatsverbrecher gekreuzigt. Und die Jünger, die zum Zeichen seiner Königswürde bei seinem Einzug in Jerusalem Kleider zu seinen Füßen legten, schweigen am Ende und fliehen.
Die Ereignisse der Heiligen Woche zeigen uns Jesus als den menschlichsten und zugleich göttlichsten aller Menschen. Sie zeigen uns aber weiter, wie eng der Jubelruf und der Todesruf neben einander stehen. Seien wir also wachsam in einer Welt, in der der Wechsel zwischen Jubelruf und Todesruf an der Tagesordnung ist.
Wenn wir in den Hosiannaruf am Palmsonntag mit einstimmen, drücken wir darin auch unseren sehnlichsten Wunsch nach Frieden und Freiheit und nach dem messianischen Reich aus, in dem Gewalt und Unterdrückung ihr Ende finden, Feindschaft und Streitigkeiten unnötig werden, in dem die Unterschiede nicht den Frieden schädigen, sondern ganz im Gegenteil ihn bereichern und zur Fülle werden lassen. Über alle Zeiten hinweg bleibt dieser Ruf bis auf den heutigen Tag hochaktuell. Und stimmen wir in diesen Ruf ein, so ist das ein Bekenntnis zur Christusnachfolge. Es ist die Bereitschaft, sich in unserer Welt auf die Haltung Jesu einzulassen, wie er einzutreten für die Frohe Botschaft vom liebenden und heilschaffenden Gott und sein eigenes Handeln mehr und mehr an den Wertmaßstäben der Bergpredigt zu orientieren.
Auch die Palmzweige, die das Volk dem in Jerusalem einziehenden Jesus auf den Weg legte - wie Johannes in seinem Evangelium berichtete - sind ein Sinnbild des Lebens und des Sieges.
In diesem Symbol ist Ostern bereits vorweggenommen. Wenn wir die geweihten Zweige der Palmsonntagsliturgie zu Haus hinter das Kreuz stecken, so sind sie für uns ein Erinnerungszeichen an den Sieg über den Tod und an unseren Glauben an Jesus, den Christus, dem wir durch die Taufe angehören. Da man Christsein nicht einfach haben kann und Christusnachfolge einen zu gehenden Weg meint, ist es gut, alljährlich neu erinnert zu werden, um mehr und mehr in diese Beziehung zu Christus, in unser Christsein hineinzuwachsen.

Hosianna dem Sohne Davids!
Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn,
der König von Israel, Hosianna in der Höhe!
in der Höhe!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom Februar 2022


Wie glaubhaft ist die Kirche ?

Groß war bisher die Aufregung sowie die vielfach abfälligen Bemerkungen in den Tagesmedien über Benedikt XVI. nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München - Freising. Endlich glaubte man, den ehemaligen Hüter der katholischen Glaubenslehre und späteren Papst der Lüge überführt zu haben und damit die katholische Kirche insgesamt einfach als unglaubwürdig und verschworene klerikale Machterhaltungsorganisation darstellen zu können. Schon allein die in vieler Hinsicht zweifelhaften Aussagen im Missbrauchsgutachten, getroffen auf der Grundlage von Wahrheitsvermutungen, die keiner Beweisgrundlage entsprechen, genügten, um das verleumderische Sperrfeuer gegen Benedikt XVI. zu eröffnen und seinen integren Ruf zu beschädigen. Er ist und war nicht etwa ein Verhinderer von Missbrauchsaufklärung, sondern von jeher der größte bzw. unbestechlichste Kämpfer gegen den Missbrauch in der katholischen Kirche. Trotz seiner Integrität und keine ihm vorzuwerfenden persönlichen Schuld bei der Vertuschung von Missbrauchsfällen, hat Benedikt XVI. mit Blick auf den Weltenrichter Verantwortung, tiefe Reue und ein Schuldbekenntnis für die verbrecherischen, abscheulichen Taten in der katholischen Kirche auf sich genommen, aber in erster Linie für die Missbrauchsopfer. Inzwischen ist klar, dass er keine gerichtsfesten Fehler vor über 40 Jahren in München begangen hat. Die tiefe Wunde des Missbrauchs ist ein großes Leid der Kirche heute.

Angesichts der vielen Kirchenaustritte in den vergangenen Jahren wegen der Verbrechen des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen durch Bischöfe, Priester, Ordensleute und kirchlichen Mitarbeiter wurde ich neulich gefragt: " Wie glaubhaft ist denn Ihre Kirche?"
Trotz aller Mängel, Fehler und Sünden ist für mich klar: Die Kirche ist glaubhaft.  In vielen Ländern, die unter Terror und Unterdrückung leiden, ist es die Kirche, die bei den Menschen bleibt, wenn andere Organisationen sich schon lange zurückgezogen haben. Priester, Ordensleute und Laien, die ihr Leben für unsere verfolgten Glaubensgeschwister einsetzen, verdienen unseren Respekt unsere Gebete und unsere Solidarität. SIE sind das glaubwürdige Gesicht der Kirche.

Nun meine Frage an diejenigen, die eventuell die Absicht haben, aus der Kirche auszutreten:

Warum waren Sie Mitglied dieser Kirche?  Etwa weil der Priester so gut predigt oder weil der Bischof so verständnisvoll ist oder weil Sie in diese Kirche hineingeboren wurden?

Der einzige Grund, warum ich in dieser Kirche Mitglied bin, liegt darin, dass ich an Gott glaube und glaube, dass Jesus diese Kirche gegründet hat. Und daran hat sich trotz der schweren Verbrechen nichts geändert.
Wir beten jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis: "Wir glauben an eine heilige, katholische und apostolische Kirche." Die Kirche ist von Jesus Christus gegründet und somit heilig. Aber er hat seine Kirche Menschen anvertraut, sündigen Menschen wie Sie und ich. Menschen machen Fehler und Menschen begehen Verbrechen. Jesus sagt: "Ich bin gekommen, die Sünder zu suchen und nicht die Selbstgerechten. 

  Sind Ihnen denn die Sakramente nichts wert?
  Die Verkündigung und Auslegung des Evangeliums?
  Die unzählbar barmherzigen Taten, die Tag für Tag aus Nächstenliebe getan werden?
  Ist das alles nichts wert?
Sollte dem so sein, liebe christliche Schwester, lieber christlicher Bruder, dann ist es gut, was Sie tun.
Denn Sie haben das Wesentliche, Schöne, Wichtige und Heilige unserer Kirche nicht verstanden. Lassen Sie ernstlich diese unsere kostbare Kirche fallen wegen der Fehler und Schwächen einiger ihrer Mitarbeiter???

Damit Sie mich nicht missverstehen: Diese Verbrechen, die einige Bischöfe, Priester u.a. begangen haben, sind verabscheuungswert und schlimm und müssen gesühnt werden. Auch das erlittene Leid der Opfer lässt sich nicht durch eine finanzielle Anerkennungsleistung, ganz gleich in welcher Höhe sie auch sein mag, wiedergutmachen.  Ein Grund, die Kirche zu verlassen, sind sie aber nicht, da weiter die Lehre und die Gebote Christi gültig sind!

Mein Respekt gilt umso mehr für diejenigen, die sich auf den Weg in ein gottgeweihtes Leben wagen. Priesteramtskandidaten zum Beispiel müssen heute damit rechnen, dass sie für den Dienst in der Kirche angefeindet werden - und oft nicht einmal mehr in Sicherheit leben können. In Ländern mit Terror und Unterdrückung müssen sie mit Gefahr für Leib und Leben rechnen.
Warum begeben sich diese jungen Männer auf diesen Weg? Weil Gott sie ruft.  Letztlich ist er die Grundlage für die Glaubwürdigkeit der Kirche.
Eine Frage wäre da noch?  Wann haben Sie für unsere Bischöfe und Priester gebetet?
Nur durch Gebet, Änderung des eigenen Lebensstils und Gottes Hilfe können wir diese Untaten stoppen. 

Also bleiben Sie bitte! Es lohnt sich!!!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls vom Jan. 2022

John Henry Newman (1801 - 1890) war ein Kardinal der römisch - katholischen Kirche, zu der er 1845 konvertierte. Zuvor war er Pfarrer in der Kirche von England. Am 13. Oktober 2019 wurde er durch Papst Franziskus heiliggesprochen.
Folgende Worte von ihm sind bedenkenswert:

"Ein Mensch kann nicht in Wahrheit eine Stunde religiös sein, und die anderen nicht.
Wir könnten ebenso gut sagen, er könne abwechselnd eine Stunde gesund sein, und die anderen krank."


Wir Christen gleichen oft einem Geisteskranken, dessen Bewusstsein gespalten ist. Ein solcher Mensch ist oft stundenlang klar bei Sinnen und sein Handeln konsequent. Dann aber gibt es Augenblicke und Zeiträume, in denen er das pure Gegenteil von dem sagt und tut, was er vielleicht nur wenige Minuten vorher getan hat.
Ist nicht auch unser Christsein oft so schmerzlich gespalten?

Am Sonntagvormittag bekennen wir unseren Glauben, beteuern vielleicht glühend unsere Liebe zu Christus in Liedern und Gebeten, und dann -  folgt der heidnische Werktag, an dem unser Handeln überhaupt nicht von den Kindern dieser Welt unterschieden ist  Wir lügen wie sie, wo wir uns einen Vorteil versprechen, gebrauchen ebenso rücksichtslos die Ellenbogen und schweigen, wo wir reden müssten .
Und beten wir für unsere Welt oder glauben wir, es mit unserer Tüchtigkeit schon selbst zu schaffen???
Herr, du Licht zur Erleuchtung der Heiden, bitte für uns!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls vom Jan. 2022

In den 1950er und 1960er Jahren gab es in Deutschland zwei hervorragende Prediger der katholischen Kirche, den Dominikaner Pater Gordian Langwehr in Leipzig. Mit seinen Jugendpredigten reiste er von Großstadtgemeinden zu Großstadtgemeinden. Er war der bedeutendste Prediger in der damaligen DDR. Die Kirchen waren bis auf den letzten Platz gefüllt.

In der alten Bundesrepublik Deutschland war es der Jesuit Pater Johannes Leppich. Er predigte in Großstädten auf Marktplätzen, in Stadien, Einkaufspassagen und auf der Reeperbahn in Hamburg vom Dach seinen VW - Bullis.

Wegen seiner beißenden Gesellschaftskritik hatte dieser Straßenprediger in der Adenauerzeit den Spitznamen "Maschinengewehr Gottes". Seine Predigten hatten enormen Zulauf. Er war kein parfümierter Sonntagsredner.

Von ihm stammt der Ausspruch: SEI KEIN KATHOLISCHES UNTERSEEBOOT!

Die Sprache, in der er das Evangelium verkündete, verstand man auf der Straße und in Betrieben.

Seine Mission sieht er darin, die "Randsiedler "der Kirche anzusprechen. Das geschieht oft in einer Art, an der auch überzeugte Christen Anstoß nehmen. Aber ist das Evangelium nicht immer schon ein Stein des Anstoßes gewesen?

Aber dieses Wort vom katholischen Unterseeboot, trifft das nicht für uns alle irgendwie zu? Darin besteht doch immer wieder unser Versagen, dass wir nicht den nötigen Mut besitzen, uns als Christen auch in der Öffentlichkeit zu bekennen. Dieses Bekenntnis muss doch nicht immer gleich lächerlich wirken. Die Klugheit wird also immer die Schwester des Mutes sein müssen. Doch wie viele Christen berufen sich auf die Klugheit und verbergen mit diesem Feigenblatt nur die mangelnde Zivilcourage. Dieses französische Wort meint genau das gleiche wie Pater Leppich.

Wir haben vor kurzem Weihnachten gefeiert: das Geheimnis der Menschwerdung unseres Gottes im Kind von Betlehem.

Er wurde Mensch, um jedem Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.

Verstauen wir also nicht diese Frohe Botschaft wie die Krippe, all die Sterne, Christbaumkugeln und Lichterketten wieder für ein Jahr auf dem Dachboden. Bitten wir den Herrn, der alles vermag, dass er uns den Mut schenke, seine Frohe Botschaft aufrichtig zu leben bis zu seinem nächsten Geburtstag am 25. Dezember 2022.

Du kannst, was du willst ...................

Pfarrer i.R. Herbert Kabath 


Impuls vom Dez. 2021

Die Welt wäre längst für das Christentum erobert,
wenn die Christen alle die menschliche Erscheinung der Freundlichkeit Gottes auf Erden wären,
wie es Christus selbst war.
Carl Hilty (1833 - 1909) ein Schweizer, Staatsrechtler, Politiker, Ethiker und Laientheologe

 

Oft ist der Vorwurf zu hören: " Das Christentum hat versagt“.

Nahezu seit zwei Jahrtausenden predigt es seine Lehre der Liebe. Trotzdem schien die Welt noch nie so voller Zwietracht zu sein wie jetzt."

Tatsache ist: Nicht das Christentum hat versagt, sondern seine Anhänger, die CHRISTEN. Die Generationen vor uns haben versagt, und wir versagen wiederum, weil es uns so wenig gelingt, ein "CHRISTUS alter", ein anderer Christus zu sein. Von den Christen der Urgemeinde wurde gesagt: "Seht, wie sie einander lieben!"

Was können die Nichtchristen von  u n s  sagen ?
Sie werfen uns zu Recht vor, dass wir nicht nach der Lehre unseres Meisters leben. Dass unser privates Leben voller Gezänk, Anfeindung, Verleumdung, Heuchelei ist.
Dass unser öffentliches Leben von Parteistreitigkeiten und Kriegsdrohungen erfüllt ist.

So sollten wir uns eine Bitte der Kirche in der nun kommenden Weihnachtszeit besonders zu eigen machen:

"Gott, dein eingeborener Sohn ist in der Natur unseres Fleisches erschienen.

Lass uns durch ihn innerlich umgestaltet werden." Amen.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath 


Impuls vom Nov. 2021 (Beginn der Adventszeit)

Jean Paul (1763 - 1825), ein deutsche Schriftsteller der Romantik, der vor allem für seine humorvollen Romane und Erzählungen bekannt ist, hat einmal gesagt:

Das Leben gleicht einem Buch:
Toren durchblättern es flüchtig,
der Weise liest es mit Bedacht,
weil er weiß,
dass er es nur einmal lesen kann.

Anfang und Ende eines Kirchenjahres mahnen uns immer wieder zur Besinnung.
Was haben wir aus den Gnaden gemacht, die Gott uns durch seine Kirche angeboten hat?
Haben wir sie genutzt?
Haben wir damit gearbeitet?
Oder ließen wir den Dingen freien Lauf?

Sicher kann nicht jede Minute unseres Lebens gleich gut und gleich vollständig ausgenutzt sein. Aber es wäre gut, wenn wir uns jeden Abend und bei jeder wichtigen Entscheidung die Frage stellten:

Was nutzt mir das für die Ewigkeit?

Diese Frage ist - auch wenn sie vom heiligen Bernhard von Clairvaux stammt - keine verstaubte Mönchsregel, die nur für altmodische Ordensleute taugt. Diese Frage geht uns alle an, sie ist hoch aktuell.

Denn wir wollen ja das gleiche Ziel erreichen wie die Ordensleute aller Jahrhunderte: die ewige Seligkeit.

Vertane Zeit ist unwiederbringlich verloren. Darum werden wir das Buch unseres Lebens mit Bedacht lesen. Wir wissen ja, dass wir es kein zweites Mal aufschlagen dürfen.

Eine besinnliche Adventszeit und ein gesegnetes neues Kirchenjahr wünsche ich Ihnen von Herzen!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath


Impuls vom November 2021

Christus ist das Leben.
Darum ist in seinem Reich kein Platz für den Tod.

Thomas von Aquin

Zu jeder Eucharistiefeier kommen wir zu einer heiligen Versammlung zusammen. Manch einem mag das unrealistisch, ja vermessen klingen, aber es ist wahr; es ist die Kernbotschaft des Festes ALLERHEILIGEN, das wir am 1. November feiern. Wir feiern eines der verheißungsvollsten Feste im Kirchenjahr.

Es stehen nicht die Großen im Mittelpunkt, sondern die Kleinen im Lande, Menschen wie du und ich, die trotz ihrer Schwächen auf Gott vertraut und täglich neu begonnen haben. Sie haben das Ziel ihres Lebens erreicht, für immer bei Gott zu sein.

Auch wenn wir uns oft schwach und unheilig fühlen und in einer unheiligen, oft unheilvollen Welt leben, so dürfen wir doch darauf vertrauen: Gott hat uns in seiner grenzenlosen Liebe angenommen, wir sind von ihm heilgemacht, geheilt, ja geheiligt.

Das verbindet uns, die Lebenden, mit den Toten, die schon in der Fülle seines Heiles leben. Darum dürfen wir an diesem Festtag die große Gemeinschaft aller von Gott geheiligten Menschen feiern.

Viele Menschen halten die Kirche für ein Beerdigungsinstitut.

Zeitlebens kümmern sie sich herzlich wenig um diesen "Verein", wie sie geringschätzig sagen. Aber wenn es ans Sterben geht, möchten sie doch mit kirchlicher Begleitung zu Grabe getragen werden. Freilich, auch hierbei geht es ihnen in erster Linie noch um die Aufmachung und Dekoration. Oberflächlich und gottvergessen, wie sie im Letzten sind,  ist für sie der Tod die Endstation all der Nichtigkeiten, die ihr Leben ausgefüllt haben. Für uns Christen ist der Tod das Tor zum größeren Leben.

Jeder Friedhof ist für uns eine unübersehbare Mahnung, die Toten nicht zu vergessen. Unserer Toten gedenken wir nicht, weil die Kirche am 2. November den Gedenktag ALLERSEELEN feiert, sondern dieser Tag ist an das Fest Allerheiligen so nahe herangerückt, weil wir glauben dürfen, dass unsere Verstorbenen mit allen Heiligen bei Gott sind. Denn Gott ruft uns alle im "Bruder Tod" -wie der Hl. Franziskus sagt - in seine ewige Ruhe und in sein ewiges Leben.

Wie alle Heiligen des Himmels sind auch unsere Verstorbenen diesen Weg vorausgegangen, den wir noch vor uns haben.

"Der Mensch, den wir lieben, ist nicht mehr da, wo er war, aber überall, wo wir sind und Seiner gedenken". Dieser Ausspruch des heiligen Bischofs und Kirchenlehrers Augustinus bringt zum Ausdruck, um was es uns allen an diesem Tage geht. Wir wollen unserer Verstorbenen gedenken, wollen voll Liebe auf die Menschen schauen, die Teil unseres Lebens waren und die nun bei Gott sind. Wir dürfen uns dabei trösten lassen von der Verheißung, dass in Jesus Christus der Tod besiegt wurde, und wollen voll Zuversicht und Glauben unsere Verstorbenen Gott empfehlen und ihrer in Dankbarkeit gedenken.

Jedes Licht, das wir für unsere Verstorbenen in der Kirche, daheim vor ihren Bildern oder an ihren Gräbern entzünden, ist deswegen ein Bekenntnis:

Geheimnis des Glaubens - im Tod ist das Leben.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

 

Impuls vom Oktober 2021

Dem Tapferen sind glückliches und unglückliches Geschick
wie seine linke und seine rechte Hand; er bedient sich beider.

Hl. Katharina von Siena , 1348  - 1380

Es freut mich, dass dieses Wort nicht von irgendeinem greisen und abgeklärten Wüstenvater stammt, sondern dass es uns von einer jungen, quicklebendigen, verantwortungsbewussten Frau überliefert wird. Dass sich die Heilige Katharina von Siena von keiner Widerwärtigkeit einschüchtern ließ, kann man aus ihrer Biographie ersehen. Sie scheute sich nicht Anfeindung und Verkennung ihrer Angehörigen und ihrer Umgebung auf sich zu nehmen, um das politische Schicksal ihres Volkes zu wenden, um das religiöse Leben der Kirche zu erneuern. Was sie dazu trieb?  Der Auftrag Gottes, die Stimme ihres Gewissens.

Wir können wohl heute kaum ermessen, was es für eine junge Frau im 14. Jahrhundert bedeutete, aktiv in das politische Leben einzugreifen, den Papst zur Rückkehr aus Avignon nach Rom zu bewegen, Frieden zu stiften, um Reformen des kirchlichen Lebens zu bitten.

Katharina ging ihren Weg tapfer und treu. Sie beendete ihn im Alter von nur 31 Jahren. Sie darf uns heute aufrufen, uns Glück und Unglück gleichermaßen dienstbar zu machen. Nicht nur zum Segen für uns selbst, sondern auch zum Heile unserer Mitmenschen.

Heilige Katharina, hilf uns mit deiner Fürsprache bei der Erneuerung unserer Kirche!

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom September 2021

Die Hauptsache besteht nicht darin, viel zu denken,
sondern viel zu lieben.

Teresa  von  Avila

Zu allen Zeiten haben Menschen, die viel (und richtig) gedacht haben, die Menschheit bereichert und zu ihrem Wohle beigetragen. Wir sollten Gott dankbar dafür und für alle Kräfte des Verstandes sein.

Etwas anderes jedoch sollten wir darüber nicht vergessen: vor Gott gilt im letzten nicht die Weite und Tiefe der Gedanken. Sein Hauptgebot ist das Gebot der Liebe. Deshalb sollte die Liebe im Mittelpunkt des Menschenlebens stehen. Denken, auch das Nachdenken über Gott, kann in die Irre führen. Liebe, die sich von den Geboten Gottes leiten läßt, bleibt auf dem rechten Weg.

Vielleicht mag sie in den Augen mancher Menschen töricht erscheinen. Damit ist sie aber der Liebe Gottes ähnlich, die sich für die Menschen ans Kreuz schlagen ließ.

Nicht die Wissenschaft und Forschung und ihre Ergebnisse haben die Welt erlöst, sondern die Liebe des Gottessohnes und das liebende  JA  eines einfachen jüdischen Mädchens. Des Mädchens mit Namen Maria, deren Geburt die Kirche am 8. September festlich gedenkt .

Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns! Amen

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom August 2021

Als erstes würde ich raten, dass die Christen
alle miteinander anfangen müssen,
wie Jesus Christus zu leben.

Mahatma Gandhi (1869 - 1948)

Mahatma Gandhi, der Begründer des indischen Staates, war der Verkünder einer gewaltlosen Gewalt.

Das klingt zwar wie ein schwarzer Schimmel, ist aber trotzdem wahr. Er hatte erkannt, obwohl er nie Christ war und wurde, dass die Kräfte des menschlichen Herzens gewaltiger sein können als die brutale Gewalt der Waffen. So hat er auch selbst die Unabhängigkeit für sein Volk von der Kolonialherrschaft der Engländer erreicht. Wir wären also gut beraten, wenn wir das Wort dieses großen Mannes ernst nähmen. Er hat in seiner indischen Heimat das Wirken der christlichen Missionen erlebt, und er hat dieses Werk geschätzt. Er hat aber auch - und das vielleicht noch stärker - das Versagen ungezählter Christen erlebt, die nur das Wort Christi im Munde führten, ohne es selbst zu verwirklichen.

KIRCHE ist für viele schon lange nicht mehr Lebensmittelpunkt, nicht mehr lebenswichtig. Kirche schafft es immer weniger mitten im Leben zu stehen. Die Verantwortung dafür dürfen wir nicht einfach den Bischöfen in die Schuhe schieben.

Nein, wir Christen müssen selber mitten im Leben stehen, wir müssen wirklich lebensrelevant sein, wenn wir Sauerteig sein wollen, wenn wir Brot sein sollen, das die Hoffnung mehrt. Nur wo es uns gelingt, die Frohe Botschaft wirklich zu leben, freudig weiterzugeben, ja, da, was wir vom Evangelium verstanden haben, in die Tat umzusetzen, da erstrahlt Gottes Antlitz, da wird es hell.

Wenn seit einigen Jahren von Neuevangelisierung die Rede ist, wird gefragt: "Wie funktioniert das?"

Laut einem Interview, das Clemens Pickel, der Bischof der Diözese St. Clemens in Saratow in Süd-Russland, vor einigen Monaten in Deutschland der Initiative "Maria 1.0" gegeben hat, sagte er: "War es Augustinus, der auf die Frage, wie er einen, der Christus nicht kennt, zum Glauben führen wollte, geantwortet haben soll: "Ich würde ihn 1 Jahr lang bei mir wohnen lassen"? - Mit anderen Worten: Wenn ich wirklich will, dass Neuevangelisierung gelingt, muss ich so leben, dass man es mir glaubt, dass ich glaube. Ich muss nicht perfekt sein, aber ich muss mir Mühe geben, nicht nur mal so zwischendurch.

Noch einmal anders: Persönliches Zeugnis einfach, ehrlich, mutig, ernsthaft und froh, ist wichtiger als Strategien, die in ihrer Theorie versanden“.

( "Maria 1.0" ist eine von Frauen in der röm.-kath. Kirche Deutschlands ausgehende Initiative, die sich für den Erhalt der "überlieferten kath. Lehre" und eine Neuevangelisierung einsetzt.)

Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit,
brich in deiner Kirche an,
dass die Welt es sehen kann.
Erbarm dich, Herr.

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom Juli 2021

Im Psalm 48, 10-11, lesen wir: 

Deiner Huld, o Gott, gedenken wir in deinem heiligen Tempel.
Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm bis an die Enden der Erde; 

 deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit. 

Quer über den Marktplatz ist ein Seil gespannt. Ein Artist schiebt mit verbundenen Augen einen Schubkarren über das Seil.

Die Menge applaudiert. Der Artist fragt, ob sie ihm das Kunststück nochmals zutrauen. "Sicher“, rufen die Leute ihm begeistert zu .

Da schaut er einen Mann ganz fest an: "Sie auch?"  -  "Ohne Zweifel", sagt der Mann. "Dann kommen Sie doch hoch und setzen sich in die Schubkarre. Ich werde Sie behutsam hinüberfahren."  Da wird der Mann blass, nein, das geht ihm doch zu weit. -

Ist Gott für uns nicht auch oft ein Artist, von dem wir Kunststücke erwarten?

Und wir verstecken uns lieber in der Masse, damit er uns nicht persönlich anspricht?

Was aber ist, wenn Gott uns herausruft aus der Menge und uns persönlich auf das "Hochseil des Glaubens" fordert?

Trauen wir ihm zu, dass er uns sicher über´s Seil bringt? 

Oder vertrauen wir mehr unseren eigenen Sicherheiten???  

Pfarrer i.R. Herbert Kabath

Impuls vom Juni 2021

Wir gehören nicht zur Kirche  -  wir sind die Kirche.  

(Papst Pius XII.)

Das Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus am 29. Juni lenkt unseren Blick auf die Kirche. Wenn am Biertisch oder auf der Straße das Gespräch auf die Kirche kommt - wenn überhaupt - tun viele katholische Christen so, als wäre das eine Einrichtung, deren man sich von Zeit zu Zeit bedient, mit der man aber selbst herzlich wenig zu tun hat.

Eine jahrhundertelange falsche Entwicklung und Erziehung trägt daran Schuld. Der Papst, die Bischöfe und Priester sowie Ordensleute, das zählte man früher zur Kirche. Dass wir alle, die wir auf den Namen Christi getauft sind, dazu gehören, war selbst unseren Großeltern nur mit Mühe klar zu machen. Dass diese Zugehörigkeit Mitverantwortung bedeutet, ist klar. Wer also die Kirche angreift, greift uns selbst an. Wir tun oft so, als handle es sich um irgendeinen Kegelverein, den wir kaum kennen.

Oder schämen wir uns dieser Kirche der Apostel und wissen wir so wenig zu ihrer Verteidigung zu sagen?

Angesichts der vielen ans Tageslicht gekommenen und aufgedeckten Missbrauchsfälle in unserer katholischen Kirche sind tausende aus ihr ausgetreten. Ich frage diesen Austretern und die, die eventuell die Absicht haben auszutreten:

Sind ihnen denn die Sakramente nichts wert?

Die Verkündigung und Auslegung des Evangeliums Jesu Christi?

Die unzählbar barmherzigen Taten, die Tag für Tag aus Nächstenliebe getan werden?

Sollte dem so sein, liebe ausgetretenen Schwestern und Brüder, dann ist es gut, was ihr getan habt. Denn ihr habt das Wesentliche, Schöne, Wichtige und Heilige unserer Kirche nicht verstanden.

Lasst ihr ernstlich diese unsere kostbare Kirche fallen wegen der Fehler und Schwächen einiger ihrer Mitarbeiter?

Beten wir immer wieder zum Heiligen Geist:

Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte.
Hüte mich, Heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere. Amen.  

Pfarrer i.R. Herbert Kabath